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486 Psychische Studien. XX. Jahrg. 10. Heft. (Oktobet 1893.)
bis ins Christenthum hereingekommen, wo sie bis dato auf
dem Lande, besonders an der Polnischen Seite, sich nicht
gäntzlich ausrotten lassen. Die Opfer-Schlächterey, ein
Helden-Bar, oder Lobgesang verstorbener Leute, ein kleiner
Innbegriff von der Andacht gegen die Götter, und Respect
vor die Priester schafft, ein kurtzer Innhalt der Straf-Gesetze
über gewisse Verbrechen war das gantze Studium der
Heydnischen Geistlichkeit; die Laien hingegen, so in
Ritterschafft und Unterthanen bestunden, legten sich bloss
auf die Waffen, und etwas Wirthschafft zur eusersten
Nothdurfft, verstunden und gedachten an kein Bücher-
Schreiben, hatten hierzu weder Unterricht noch Hülfs-Mittel:
und also ist mit ihnen beydes, das Gedächtniss ihrer besten
Helden-Thaten, als auch die Beschreibung ihrer Religion,
ihres Polizey-Wesens, ihrer Landes-Gränzfen, ihrer Nahmen
und Geschlechter, ihrer Einbildungen von dem Zustande
nach dem Tode fast gantz und gar erloschen.u —
[Anmerkung des Einsenders. — Damit schliessen diese
beiden Kapitel X und XI, die für sich selbst sprechen.
Selbstverständlich sind die zuletzt ausgesprochenen Behauptungen
ihres Verfassers nur auf die deutschen Ur-
bewohner Schlesiens zu beziehen, von denen wir wirklich
nicht viel mehr wissen, als was uns, ausser Taeitus, die
ersten geistlichen Bekehrer der Germanen im 9. und
10. Jahrhunderte dürftig genug über sie überliefert haben,
und was wir nachträglich aus alten Gräbern an Urnen mit
ihrer verbrannten Asche und an beigesetzten Leichen mit
ihren Waffen und Schmucksachen etwa noch ans Tageslicht
ziehen. — „Ein gleiches geschähe bey den vornehmen
Kindern mit ihrem irdenen Schmucke, Crepundiis [Klappern],
Crepitaculis [Kindergeräthen] und Spielsachen: welches die
hin und wieder ausgegrabenen Überbleibsel sattsam vor
Augen legen, und so wohl zu Bresslau im SWe/fischen
Vorrath, als zu Massel in der iTem/ia/mischen Sammlung
jedermann gezeiget werden kan", sagt der Verfasser im
XII. Capitel. Im XXV. spricht er vom „Riesen-
Gebürge und den es früher fleissig besuchenden Italienern,
„und es ist Welt-kündig, dass keine Nation mit Crystall-
Sehen, mit abergläubischen Beschwörungen, oder
mit einem Worte, mit der schwartzen Kunst besser
umzugehen weiss, als eben viele Italienische Landstreicher/*
(S. 149.) Nach Lucae „Chronick" p. 2179 ff. suchten sie
daselbst Gold und Silber schon im 14. und 15. Jahrhundert,
wie der Jesuit Bohuslaus Balbinus in seinen „Miscellaneis
Regni Bohemiae", Decade I. Lib. I. cap. VI. §. 2. fol. 13
berichtet. Dort wurden auch im Teufels-Grunde auf der
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