Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 491
(PDF, 160 MB)
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du Prel: Giebt es Warnungsträume?

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Inspirationstraum zu stellen sind. Meiner persönlichen
Meinung nach ist nun auf Inspiration dann zu schliessen,
wenn beim Träumer die psychische Grundlage für eine
autosuggestive Auslösung des Fernsehens fehlt, und dies
ist der Fall, wenn der Träumer an der Mittheilung kein
Interesse hat, oder wenn er von dem Ereigniss, welches
durch den Traum aufgedeckt wird, gar keine Kenntniss
besitzt. Ich will nun zum Schlüsse noch ein paar Beispiele
von diesen zwei Arten anführen, und zwar solche, welche
zu gerichtlichen Verhandlungen geführt haben, also nicht
geleugnet werden können. Es handelt sich in denselben
ebenfalls um Verbrechen, die durch Träume zur Entdeckung
kamen.

Ein klassisches Beispiel, welches im Alterthum viel von
sich reden machte, erzählt Cicero. Zwei Freunde reisten
nach Megora. Der eine ging zu einem Gastfreunde, der
andere ins Wirthshaus. Nachts erschien der letztere seinem
Freunde und forderte ihn auf, ihm zu helfen, da der Wirlh
ihn ermorden wolle. Er erwachte, blieb aber liegen und
schlief wieder ein. Abermals sah* er nun den Freund, mit
Wunden bedeckt, der ihn bat, seinen Tod zu rächen. Eben
werde seine Leiche auf einem mit Mist bedeckten Wagen
dem Thore zugefahren. Diesmal eilte der Freund zum
Thore, sah den Mistwagen, hielt ihn an, man fand die
Leiche, und der Wirth wurde gestraft.1) — Hier sind
merkwürdige Bestandtheile beisammen: — Zunächst die
Fernwirkung des von Lebensgefahr bedrohten Freundes,
der in Folge dessen dem Träumer erscheint; sodann aber
nach dem Tode des Ermordeten die zweite Erscheinung,
verbunden mit Aufforderung, ihn zu rächen, indem der erste
Akt des Verstorbenen ganz natürlich an die letzten
Gedanken seines Lebens anknüpft Eine autosuggestive
Auslösung des Fernsehens war beim Träumer bei der ersten
Erscheinung nicht vorhanden, denn er wusste nichts von
dem Verbrechen, als er sich schlafen legte, und sie fehlte
auch vor der zweiten Erscheinung, denn die erste hatte
auf ihn so wenig Eindruck gemacht, dass er wieder einschlief
. Den zwischen Freunden bestehenden sympathischen
Rapport kann aber die Inspirationstheorie mindestens mit
dem gleichen Rechte für die Erklärung verwerthen, als die
Theorie des Fernsehens.

In einem zweiten Falle aus neuerer Zeit fehlt bei der
Träumerin sowohl die Kenntniss des Verbrechens, als auch
das Interesse an der Mittheilung: — Im Jahre 1862

*) Cicero: De divinat I. c. 27.


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