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Wittig: Das Gothenburger Medium in Berlin. 501
seiner grossen lebenswarmen Hand die Rechte so stark an
ihren Pingerspitzen zusammen, dass sie diesen Druck noch
lange nachfühlte. Von seinem weissen Gewände konnte ich
weniger wahrnehmen, die Gestalt erschien mehr wie ganz
dunkelbraun, wo ich einen näheren Blick auf sie gewann,
als ob sie ein grosser Neger mit langem schwarzem
Bart wäre.
Vor und nach dieser Gestalt kamen noch einige andere
Gestalten, welche zu den hinter uns sitzenden Personen,
einem Herrn und einer Dame, gingen und auch ihnen die
Hände schüttelten; fast gleichzeitig bemerkte ich solche
auf der recaten Seite des Mediums, die bis in die Mitte
der Cirkelhalbrunde gingen. Ich habe alle diese Gestalten-
Erscheinungen, so weit ich sie sehen konnte, gezählt; in
der ersten Seance waren es wohl an dreissig innerhalb
zweier Stunden Dauer, von denen aber nur etwa acht oder
zehn sich \oll entwickelten. Nach weiterem Gesang kam
abermals auf unserer Seite eine helle Gestalt hinter dem
Vorhange hervor, die trug einen funkelnden Stein auf
ihrer Stirn und bewegte mit ihren Händen deutlich die
Seitentheile ihrer Umhüllung hin und her, hoch und niedrig,
worauf sie sich langsam hinter den Vorhang zurückzog.
Die blitzenden Gesteine der Negergestalt, wie den funkelnden
Stein auf der weiblichen Stirn konnte ich jedoch nicht in
scharfen Umrissen erkennen, es war nur ein hin und her
glitzerndes, wie verwischtes Funkeln. Auch diese Gestalt
zog sich von uns zurück, um sich auch auf der rechten
Seite des Mediums und des Vorhangs zu zeigen. Hierauf
wurden bei uns die Lichtgebilde immer schwächer, die
Gestalten öffneten wohl momentan noch den Vorhang, aber
sie kamen nicht mehr hervor, so das nach zweistündiger
Dauer um ^ll Uhr Nachts die erste Sitzung geschlossen
und das Licht der rothen Laterne nur ganz allmählich
heller gemacht wurde. Das Medium sass auf seinem Stuhle,
jetzt sichtbar, vor uns wie zu Anfang und schrieb in dieser
immer noch dunkeln Situation mit Bleistift auf Papterblätter
auf ihren Knieen Communikationen in englischer Sprache,
aus denen wir vernahmen, dass auf unserer Seite sich ein
guter Freund mir und meiner Frau speziell geoffenbart
habe. Wir haben ihn aber leider nicht zu identificiren
vermocht, und er hat uns leider auch seinen Namen nicht
genannt. Auch die anderen Haupterscheinungen für die
Personen hinter uns und für Frau Dr. Egbert Müller drüben
wurden aut diesem Wege gedeutet und von einigen Oirkel-
sitzern anerkannt.
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