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518 Psychische Studien. XX. Jahrg. 11. Heft. (November 1893.)
ferner das leise Gespräch einer zum Medium gerufenen
Dame mit einer Gestalt, die Besprengung mit Wassertropfen:
— „gleichzeitig ging ein kühler Lufthauch durch die
■ erwärmte Atmosphäre des Zimmers, Frische und Kühle
bringend— sowie das leise Mitsingen einer Stimme im
Oabinet bei dem von einem Herrn und einer Dame leise
gesungenen Loreky-Lieäe, sowie das laute, knatternde
Gepolter mit der Schiefertafel im öabinet, um seine
Schlussversicherung anzuführen: — „Auf Ehre und Gewissen
erkläre ich, dass eine Täuschung seitens irgend Jemandes
in jedem Falle ausgeschlossen war, und dass ich vor unbekannten
, von keiner Wissenschaft, von keinem Gelehrten
erforschten Naturkräften und Phänomenen stehe, welche nur
Unwissenheit, Gemeinheit und Dünkel als Schwindel bezeichnen
können. Ich würde nie anstehen, Betrug treibende
Medien sofort zu entlarven. Für die Ehre der Mrs. d*E.
wird und muss jeder der Sitzung beigewohnt habende
Ehrenmann, wenn er auf Muth und Charakter Anspruch
machen will, einstehen." —
Nr. V folgt der Bericht einer Freiin v. L, welche
unterem 26. September aus L. erklärt, dass ihr und Allen [:?:]
„das Medium vor den Vorhangsspalten des Kabinets die
ganze Zeit über trotz der Dunkelheit sichtbar sass",*) — dass
sie „bei den meisten Frauengestalten das weisse leuchtende
Gewand theilweise mit einem schwarzen Flor umhüllt sah."
— „Sehr oft bemerkte ich, dass ein leises Klingen, wie von
kleinen Schellen, den Erscheinungen voranging." — „Sodann
fühlte ich eine Hand längere Zeit auf meinem Kopfe liegen;
sie war warm, weich und fest und schien eine Männerhand
zu sein, ohne dass ich einen Körper dazu bemerken konnte.**
— Sie war die Dame, welche (angeblich nach dem leisen
Gesänge im Cabinet) von einer Gestalt herbei gewünscht
wurde. „Ich bemerke ausdrücklich, dass ich das Medium
vor der Sitzung weder gesehen, noch gesprochen hatte, und
dass dasselbe absolut nichts von mir und meinen Verhältnissen
wusste. Dem Rufe folgend, ging ich nun zunächst
zu dem Medium, welches in seinem hellen Kleide, trotz der
*) Dies ist der einzige Punkt, in dem ich mit meiner Frau, welche
sehr scharfe und gute Augen hat, von einigen unserer geehrten Mitbeobachter
abweiche. Ich habe mit ihr weder in der purpurnen
Finsterniss der ersten, noch in der schwarzen und purpurnen Finster«
niss der zweiten S6ance das Medium als volle Gestalt wirklich sitzen
sehen, höchstens nur so lange, als die Lampe noch nicht bis auf ihren
tiefsten Punkt herabgeschraubt war. Ich sah kein ührblatt und buchstäblich
keine Hand vor den Augen, da der schwarze Vorhang des
Kabinets kein Licht reflectirte. Ich habe auch die Personen der Beisitzer
nicht gesehen. — Gr. Cm Wittig.
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