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524 Psychische Studien. XX. Jahrg. 11. Heft. (November 1893.)
der Sitzung wurde zu viel gesprochen; man dfskutirte,
unterhielt sich, und auf diese Weise ermüdete man d^s
Medium, man nahm ihm seine Kräfte, und man missbrauchte
es. Lasst es unsere Brüder und Schwestern im Occultismus
wissen, dass wir die Anstrengungen des Mediums theilen
müssen, um gute Manifestationen zu erzielen. Wir haben
zu wenig von unseren Kräften dem Medium gegeben. Auch
die Harmonie fehlte in dieser Sitzung, das Collectivwesen
ist Tergessen worden. Warum hat man die Gelegenheit
nicht benutzt, die eintretenden Phänomene sofort zu photo-
graphiren? Glauben Sie mir, meine Herren, für einen
Gegner bedeutete die Sitzung nichts, — für mich war sie
wundervoll! — Es wäre wünsehenswerth, wenn man bei
solchen Experimentalsitzungen vorsichtiger verführe« Ma.i
sollte zu derartigen Vorführungen nicht Leute zulassen, die
nur kommen, um ihre Neugier zu befriedigen und sich zu
amüsiren. Uebrigens brauchen Ihre Herren Vorstandsmitglieder
von der 'Sphinx' keinen Katechismus, sie kennen
ihn ebenso gut wie ich." —
Gegen diese anscheinende Rüge verwahrt sich Herr
Röhn in einer zwei halbe Seiten langen Petit-Note, dass er
mit seinen Einladungen zu diesen Seancen, die nur für die
Mitglieder des Vereins „Psyche" und deren Freunde bestimmt
waren, etwa habe Skeptiker überzeugen wollen. Das sei
auch gar nicht die Absicht des Mediums gewesen, die kein
Honorar für ihre Bemühungen bezogen habe* Nur die
Reisekosten habe man ihr erstattet. Photographische Aufnahmen
bei Magnesiumlicht würden die Kraft des Mediums
bedeutend geschwächt haben, und sie hatte nur Zeit, zwei
Seancen zu geben. Dergleichen Aufnahmen seien ja bereits
früher im Beisein des Herrn Staatsraths Aksakow gemacht
worden, der wohl als einwandsfreier Beobachter anzusehen
sei. — „Im Uebrigen habe ich für nächstes Frühjahr die
Veranstaltung wissenschaftlicher Seancen mit Mrs. d'E.
geplant, zu welchen Einladungen an Männer der exaeten
Wissenschaft ergehen werden." — Unter Vereinsmitgliedern
und nothwendig hinzuziehenden Gästen habe er eine schwierige
Auswahl gehabt, da man Niemandem ins Herz sehen könne.
Er giebt zu, dass viele blos Neugierige sich darunter befunden
haben mögen. „Ich bin ganz Ihrer Meinung,
verehrter Freund!" — schliesst er seine Note, — „dass der
wissenschaftliche Spiritismus keine Speise für Alle ist, und
er ist eben deshalb noch ein Zerrbild, weil die Gebildeten
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