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Wittig: Nachtrag zu „Das Gothenburger Medium in Berlin". 531
Nachmittag noch nicht wieder zusammengetroflen, erwartete
aber in nächster Stunde seinen Besuch» Da Frau Rahn
besorgt war, das Medium könne sich durch unsere weiteren
Erörterungen doch wohl aufregen und so die letzte Seance
am Abend gestört werden, empfahlen wir uns. Erst um
Mitternacht nach der letzten Seance fand ich in meinem
Hotel die Antwort des Herrn Fidler vor, folgenden
Inhalts: —
„Berlin, 18. September 1893.
„Geehrter Herr! — Ihr Brief gelangte erst vergangene
Nacht in mein Hotel, aber ich hatte einige Schwierigkeit,
Ihre deutsche Handschrift zu lesen. Ich ersehe aus ihm,
dass Sie über Herrn A. in grosser Besorgniss sind. Ich
vermuthe, irgend eine unüberlegte Person hat eine automatische
Botschaft geschrieben erhalten und war unbedacht
genug, sie Ihnen zu senden. Sie dürfen versichert sein,
dass ich Mrs. nicht mit dieser Geschichte befassen
werde, da sie die Seance für heute Abend ihrer Kraft
berauben würde ohne irgend welchen Zweck. Ihr ergebener
Matthews Fidler.16 —
Es war sonach ein Missverständniss. Ich hatte nur um
Diskretion wegen des Namens gegenüber den Theilnehmern
an den Seancen ersucht und in meinem in der Eile deutsch
geschriebenen Briefe durch ihn den Antrag gestellt, die
Geister der Mrs. d'E. um eine zuverlässige Auskunft über
diese angebliche Geister-Depesche zu ersuchen, weil ich
wusste. dass eine solche in natürlicher Weise weder auf
brieflichem, noch telegraphischem Wege in so kurzer Zeit
möglich war. Und ich erhielt den im October-Heft S. 505
bereits mitgetheilten definitiven und wahrheitsgetreuen
Bescheid: — „A. ist nicht todt. Die Nachricht ist nicht
wahr." —
Sofort wandte ich mich brieflich an den Telegrammsender
aus Cottbus, um von ihm nähere Auskunft über die
Art des Empfangs seiner Spirit-Depesche zu erhalten. Er
schrieb mir unterm 26. September er. Folgendes: —
„Sehr geehrter Herrl — Ihr werthes Schreiben vom
19. habe ich, weil einige Tage abwesend, erst gestern
bekommen, und thut es mir ausserordentlich leid, Sie
vielleicht unnöthig in Aufregung versetzt zu haben. Die
Art und Weise, wie ich die Mittheilung vom angeblichen
Tode des Herrn A. erhielt, ist derartig, dass ich mich fast
schäme, Sie damit belästigt zu haben. Da Sie es aber
wünschen, und da vielleicht doch etwas an der Sache sein
kann, was ich, wie schon gesagt, selbst nicht glaube, so
will ich sie Ihnen mittheilen. — Man schreibt das Alphabet
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