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Deinhard: Ludwig Büchner contra Öarl du Prel. 535
schreibt: — „geistig ermüdet und wenig aufgelegt fühlt,
dieses unfruchtbare Hin- und Her-Gezerre noch länger
fortzusetzen". — Wahrhaftig kein Wunder!
„Das Verlangen oder der Wunsch des Menschen,
wenigstens des gebildeten, hinter das furchtbare Geheimniss
des Todes zu blicken, ist ein so natürliches und mächtiges,
dass es immer wieder Befriedigung suchen wird", — so
schrieb unser Vertreter der „wissenschaftlichen Weltanschauung
", Prof. Büchner in seiner 1889 erschienenen
Broschüre; — „Das künftige Leben und die moderne
Wissenschaft" (S. 2), und die Geschichte lehrt uns, dass
die Menschheit von den ersten Anfängen ihrer geistigen
Entwickelung an bis in unser aufgeklärtes Jahrhundert
des Experimentes dieses Sehnen tief empfand, und dass die
alten Kulturvölker im Osten, die Indier und Aegypter, vor
vielen Jahrtausenden schon durch ihre grossen Denker und
Hohenpriester eine Geheimlehre ausbildeten, in welche
eingeweiht zu werden es besonders, nach unserer heutigen
Anschauung, sehr grausamer Prüfungen bedurfte. Diese von
dem Pariser Arzt Dr. med. Encausse unter dem Pseudonym
t,Papus" in seinem: — „Traite methodique de science
occulte" (Paris, Georges Carre, 1861) meisterhaft übersichtlich
und verständlich dargestellte Lehre sollte dazu dienen, dem
Wissensdürstigen den Schleier des Todes zu lüften und das
ftäthsel des Menschen zu lösen. Jene uralte Geheimlehre,
welche merkwürdigerweise auch in dem „Tarok" des
bekanntlich aus Indien stammenden Wandervolkes der
Zigeuner, dem Prototyp unserer Spielkarten, verborgen i?t,
wovon wohl die wenigsten Tarok- und Skat-Spieler unserer
Tage eine Ahnung haben werden, gelangte durch schriftliche
und mündliche Tradition, immer vom Schleier des
Geheimnisses umwoben, durch lange Jahrhunderte hindurch,
auch in das unsrige der Aufklärung, des wissenschaftlichen
Experimentes und der wissenschaftlichen Weltanschauung,
in das Zeitalter der Lehre von: — „Kraft und Stoff", ohne
allerdings auf das Gedankenleben des Urhebers dieses, viele
Zeitgenossen trotz ihrer Wissenschaftlichkeit gleichwohl nicht
recht befriedigenden Weltanschauung, bis jetzt wenigstens,
den allergeringsten Einfluss ausüben zu können. Professor
Büchner würde sonst nicht gegen den von Dr. Carl du Prel
in dessen: — „Bäthsel des Menschen" (Nr. 2978 von
Reclam's Univer«albibliothek) so häufig gebrauchten Ausdruck:
— „Geheimwissenschaft" in jenem oben citirten Artikel in
der „Zukunft" mit den Worten Front machen: —
„Die wahre Wissenschaft ist niemals geheim, sondern
kann von Jedem erlernt und begriffen werden, der die
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