http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0543
Deinhard: Ludwig Büchner contra Carl du Prel. 537
du Prel bei Büchner durch seine Behauptung, dass
„Gespenster" durch verschlossene Thüren hereinkommen
können; leugnet doch Büchner, dass es überhaupt Gespenster
giebt, ausser im Theater und in Schaubuden. Darauf
ist vom Standpunkte des Occultismus Folgendes zu
erwiedern: —
Auch dem occultistischen Forscher wird im Allgemeinen
die Atmosphäre der Gespenster — deren wirkliche Existenz
vorausgesetzt — höchst unsympathisch sein. Weil nun aber
doch einmal die Frage: — „Giebt es Gespenster, oder
nicht?" — eine Lösung erheischt, wie jede andere, die uns
weniger unheimlich berührt, so wird dem echten Forscher
auch hier jedes Mittel gerecht sein müssen, — nach dem
Büchner*sehen Grundsatz: — „um der Wahrheit auf die
Spur zu kommen." — Ein Weg, diese unheimlichste aller
Fragen zu lösen, bietet sich natürlich nur, wenn man
sogenannte Spukhäuser aufsucht, was wiederum nur den
Allerwenigsten anzurathen sein wird. Wenn man aber aus
sehr triftigen Gründen von einer eigenen Untersuchung
absehen muss, so wird kein anderes Mittel übrig bleiben,
als sich auf die Forschungs-Ergebnisse Anderer zu verlassen.
Nun haben aber die allermeisten der z. B. in Deutschland
cursirenden Gespenstergeschichten nicht den allergeringsten
Werth, nicht die allergeringste Beweiskraft. So z. B. die
Erzählungen von dem Erscheinen einer „weissen Frau" in
diesem, oder einer „schwarzen Frau" in jenem Residenz-
schloss, wobei man in der Hauptsache nur hört, dass einmal
ein in einem verlassenen Corridor aufgestellter Militärposten
in der Nacht plötzlich etwas Menschen - ähnliches gesehen
haben will, was ihn veranlasste, Feuer zu geben, oder dass
eine Hofdame, im einsamen Saale sitzend, Nachts plötzlich
etwas Weisses vor sich stehen zu sehen glaubt und dann
in Ohnmacht fiel.*) Aehnliche, aber allerdings ebenso wenig
*) Hierbei möchten wir von des Grafen Seherr-TJiostf Berichten
in „Psych. Stud." Jahrg. 1888 S. 535 ff. und Jahrg. 1889 S. 13, 61,
126 ff. eine Ausnahme gemacht wissen. — Zugleich verweisen wir
über die schon sehr alte Existenz und den eigentlichen Ursprung der
„weissen Frau" aut unsere Bemerkungen über sie im Juli-Heft 1893
S. 338 ff., sowie auf die neueste Bestätigung derselben durch ein
Dokument des General-Adjutanten Grafen Gregor Nosiiz aus dem
Jahre 1806, wonach sie dem Prinzen Louis Ferdinand von Preussm
am Tage vor der Schlacht bei Saaifeld im Schlosse des Fürsten
von Schwarzburg-iiudolstadt und abermals kurz vor Empfang seiner
Todeswunde auf einem Hügel des Schlachtfeldes erschien und von
Nosüz, der Schild wache und einem Trupp Soldaten gleichzeitig gesehen
wurde. Hierüber werden wir später in einem besonderen Artikel
über die „weisse Frau*' ausführlicher berichten. —
Der Sekr. d. Red.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0543