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Deinhard: Ludwig Büchner contra Carl du Prel. 539
Abhandlung im Begriffe stand, das Examen eines „Dostor
medicinae" abzulegen. Dem Bericht sind ferner Grundrisse
des irgendwo in England gelegenen Hauses angeschlossen,
in dem jener Spuk in der zweiten Hälfte der achtziger
Jahre unseres aufgeklärten Jahrhunderts stattfand und von
verschiedenen Personen unabhängig von einander beobachtet
wurde, deren Zeugniss natürlich beigefügt ist. Man gewöhnte
sich allmählich ganz an das Gespenst, welches anscheinend
eine verstorbene frühere Hausbewohnerin veranlasste. Es
war natürlich nicht der „Geist" der Verstorbenen, der sich
hier manifestirte, wohl aber deren „Aether- oder Astrai-
Körper". Dieses Gespenst also wurde nicht mit Flintenschüssen
und Ohnmächten empfangen, wie dies vielleicht in
Deutschland der Fall gewesen wäre, sondern im Gegentheil,
man fasste es, sobald es sich blicken liess, ruhig ins Auge;
sprach es, allerdings ohne den Erfolg einer Antwort je zu
erzielen, an; griff nach ihm, wobei man nicht den geringsten
Widerstand empfand, und trieb es gelegentlich in eine
Ecke, in der es dann verschwand; oft erschien es plötzlich
in Zimmern, deren Thüren fest verschlossen waren.
„Hallucinationen! Das sind natürlich nur Hallucina-
tionen!" — wird nun Prof. Büchner triumphirend sagen.
Bitte um Entschuldigung, keineswegs! Denn dass
Menschen und Thiere gleichzeitig von Gesiehts-Hallucina-
tionen befallen werden, wäre doch ein gar zu merkwürdiges
Zusammentreffen, um ernstlich sich darauf stützen zu wollen.
Es traf sich nämlich öfters, dass ein Hund in der Nähe
war, wenn der Spuk auftrat. Das arme Thier zog dann
regelmässig den Schweif ein und lief unter allen Zeichen
der Angst davon. Photographirt wurde, wie es scheint,
der Spuk allerdings nicht. Aber was hätte dies Skeptikern
vom Schlage Prof. Büchner'* gegenüber geholfen? Miss
M . . . sagt, dass sie in Gegenwart des Spuks die
Empfindung gehabt habe, wie wenn ihr Kraft entzogen
würde, was den im Mediumismus erfahrenen Lesern
interessant sein wird. Andere Beobachter spürten in
solchen Fällen einen kalten Wind. Jedenfalls wird es nicht
gar so ungereimt sein, wenn man Angesichts eines solchen
Wesens, für das keinerlei körperliche Hindernisse vorhanden
zu sein scheinen, — die beobachtete Spukgestalt, d. h. das
Gespenst, lief z. B. durch ausgespannte Seile, die man *.ur
Prüfung seiner Immaterialität angebracht hatte, glatt
hindurch, — eine starke Aetherbewegung in einem
Volumen von der Grösse eines menschlichen Körpers zur
Erklärung der hervorgerufenen Sinneseindrücke annimmt,
demzufolge von einem Aetherkörper spricht, ein Begriff,
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