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Kurze Notizen.
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Katelepsie? — Wir hatten eine Magd, die auf einmal
die Sprache verloren hatte; wenn wir sie etwas fragten, so
nickte sie oder, je nachdem, sie schüttelte mit dem Kopfe.
Eines Tags, als ich eine Treppe hoch nach meinem stillen
Studirstübchen ging, hörte ich die Magd mit heller Stimme
singen. Ich sagte ihr dies, und — da war auf einmal die
Sprache da, und sie sagte: — wenn dies wahr wäre, wolle
sie ihr halbes Vermögen darum geben. Später stellte sich
der Zustand wieder ein, weshalb ich sie nach der Charit^
brachte, woselbst sie geheilt wurde. Als sie unseren Knecht
heirathete und sie sich eine Büdnerstelle gekauft hatten,
blieb sie kinderlos. Eines Morgens aber fand ihr Ehegatte
sie an einem Birnbaum hoch oben hängen. War diese
Geisteszerrüttung auch noch eine Folge der Katalepsie ? —
Künftig etwas über Hypnotismus. Ergebenst Reich enbach.
c) *j* Es sind diese die letzten Berichte des verehrungswürdigen
Mannes und Priesters an unser Journal. Er starb
nach nur kurzem Unwohlsein an einem Schlagflusse den
10. September 1893 zu Brandenburg an der Havel. Er war
ein offener und furchtloser Bekenner spiritistischer Wahrheiten
und Erlebnisse unter seinen in dieser Hinsicht noch sehr
reservirten Standesbrüdern. In „Psych. Stud." September-
Heft lb90 S. 439 ff., October-Heft 1890 S. 485 ff., November-
Heft 1890 8. 533 ff, Januar-Heft 1891 S. 42 ff., Juni-Heft
1891 S. 277 u. S. 284 ff., September-Heft 1891 S. 44G ff.,
October-Heft 1891 S. 492 ff. und November-Heft 1891 & 531 ff.;
Februar-Heft 1892 S. 90 ff., April-Heft 1892 S. 185 ff.,
September 1892 S. 442 ff.; Januar 1893 S. 59 ff., April 1893
S. 223 und October-Heft 1893 S. 508 ff. bis zum vorliegenden
Hefte findet man alle seine uns gelieferten Artikel. „Nunc
sempiterna lux luceat ei!" —
d) Haben wir nicht verlarvten Sprech-Mediumis-
mus vor uns, wenn wir in einer Besprechung ein er Biographie
des Philosophen Friedrich Mohmer von Prof. Rud. Seyerlen
(München, C. H. Beck, 1892) durch Rieh. M. Meyer in „Das
Magazin" Nr. 48 v. 26. November 1892 Folgendes auf
Spaltseite 771a lesen: — „Von seinem (Fr. Rohrner1*, geboren
1814, gest. 1856 zu München) Auftreten in der Mitte der
[philosophischen] Gläubigen [in München] haben wir eine
Schilderung, die besonders deshalb interessant ist, weil sie
die psychologische Wahrheit der von unseren Dichtern
gegebenen Darstellungen 'genialer Momente' erweist. 'Es
waren Momente, in denen Friedrich Rohmer sein innerstes
Wesen in genialem Ergüsse zu ganz unmittelbarer Aussprache
und Darstellung gelangen zu lassen den Drang in sich
fühlte. .. Er selbst äusserte einmal darüber, der Ausbruch
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