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550 Psychische Stadien. XX. Jahrg. 11. Heft, (November 1893.)
erzählen, und von dem die wunderbarsten Berichte sich im
Volke forterben. Hier herrschten in Glanz und Hoheit die
Dynastien der Abd-ehQuaditen und Meriniden, die, aus einem
Stamme, sich in ewiger Feindschaft bekriegten und belagerten,
bis dem Königreiche durch die Einnahme Orans durch die
Spanier 1509 ein Ende bereitet wurde. Hier war, besonders
während der 22jährigen Herrschaft der Meriniden, der
Sammelpunkt grosser Männer auf den Gebieten von Kunst
und Wissenschaft, die die Pürsten an ihren Hof zu ziehen
wussten. Das Bruderpaar Abou-Zeid und Abou-Aissa, Gelehrte
von ungeheurem Wissen, zu deren Ehre und Gedächtniss
der Sultan Abou-Hammou-Moussa eine Moschee und eine
Schule errichten Hess; der grosse Kechtslehrer Jbou'l-Hassan,
dessen Andenken in gleicher Weise geehrt wurde; Abou-
Abd-Allah-ech-Choudi der Heilige, Erzieher der zwei Söhne
des Sultans Far'moracem, — als Zauberer angeschuldigt
und enthauptet und den wilden Thieren als Beute gelassen,
erscheint er den Thorwärtern sieben Nächte lang. Vom
Volke gedrängt, überzeugt sich der Sultan von dem wunderbaren
Vorgange: — 'Schliess Dein Thor,vWächter, Niemand
ist mehr draussen als El-ffalsui der Ueberwältigte', — tönt
wieder die Stimme des Hingerichteten. — 'Ich wollte sehen,
ich habe gesehen V — Mit diesen Worten zieht sich der
Sultan zurück, und die Sonne des nächsten Morgens sieht
die Bestrafung des Gross-Veziers, der den frommen Mann
falscherweise angeschuldigt. Lebendig eingemauert bringt
man ihn an die Stelle, wo der Heilige unter dem Schwert
des Henkeis starb, und wo sein Leib lag, unbegraben, eine
Speise der Würmer und wilden Gezüchtes; der gelehrte
Marabout, der Stolz seiner Zeit, Abou-Ishaak-lbrahim mit dem
Beinamen El-Tiyar (der Fliegende), der die Gabe hatte, sich
von einem Orte zum anderen zu zaubern, — sie alle und
noch viele andere Sterne haben in diesen Mauern geweilt
und geschaffen." —
/) Dr. Moritz Brasch erwähnt in seiner im „Leipziger
Tageblatt, 1. Beil. Nr. 214 v. 28. April 1893 fortgesetzten
III. biographischen Skizze über — „Heinrich Ahrens als
Rechtsphilosoph und Ethiker. Eine Leipziger Universitäts-
Erinnerung", — dass dieser Anhänger des wieder mehr zu
Ehren kommenden Philosophen Krause auch schon „der
Psychologie vermöge seiner nach Innen geneigten Art
der Betrachtung "grosse Aufmerksamkeit schenkte. Wie
schon bemerkt wurde, war derselbe, nachdem er als ganz
junger Docent (er stand damals erst im 24. Lebensjahre)
aus Göttingen heimlich entflohen war, nach Paris gegangen,
wo er den Entschluss fasste, über deutsche Philosophie
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