Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 554
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
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554 Psychische Studien. XX. Jahrg. 11. Heft. (November 1893.)

Werder's „Vorlesungen über Hamlet, Macbeth, Waller*,-
stein u. s. w." stütze, eine offenbar noch riehtigere Auffassung
über die Erscheinung des Geistes entwickelt als alle diese
Vorgänger, welche mit Skepsis und geistreichein der Spitzfindigkeit
das Problem zersplitterten. In dem „Hamlet und
der Geist" von ihm betitelten Abschnitte sagt er unter
anderem, die Geisterscheinung sei die äussere Angel, in
der die von Shakespeare dem Stoff abgewonnene Tragik
hänge. Die Sage selbst sei am besten aus Gericke: —
„Shakespeare^ Hamlet-Quellen" (Leipzig, 1881) zu ersehen
und mit des Dichters genialer Umgestaltung zu vergleichen.
Der Mord sei nicht in ein tiefes absolutes Geheimniss
gehüllt gewesen, sondern man habe darüber gemunkelt, und
der von Wittenberg heimkehrende Kronprinz sei als er zwei
Monate nach dem plötzlichen Tode seines Vaters den Oheim
als König und die Mutter als dessen Gattin vorgefunden
habe, von der Ahnung von etwas Furchtbarem in seinem
Gemüthe erfasst worden. Hamlet habe sonach das Verbrechen
geahnt, der darauf erscheinende Geist habe es ihm
aber erst bestätigt. Zwar scheint Hamlet am Ende des
zweiten Aktes zu zweifeln, indem er sagt: — der Geist,
den er gesehen habe, könne auch der Teufel gewesen sein,
er wolle daher sicheren Grund haben. Gelber stelle hiernach
die ganze Geisterscheinung selbst als eine höchst zweifelhafte
Sache hin, von der sich Hamlet für einen Moment
habe düpiren lassen, um dann gerechter Skepsis wieder
Raum zu geben. Er weise auf Horatio's ungläubigen Bericht
über ein „Phantom", eine „Schreckgestalt" u. s. w., ferner
auf Hamlefs erste Anrede des Gespenstes hin, die es offen
lasse, welcher Art das Gespenst sei: — „Sei du ein Geist
des Segens, sei ein Kobold, — Bring Himmelslüfte oder
Dampf der Hölle, — Sei dein Beginnen boshaft oder
liebreich, — Du kommst in so fragwürdiger Gestalt, —
Ich rede doch mit dir." . . „Ja", — fährt Servaes fort, —
„wenn es sonst bei Shakespeare keine Gespenster gäbe, in
Macbeth nicht, und Richard HL nicht, und Julius Caesar
nicht, und wenn nicht stets die Gespenster für volle
Realitäten genommen würden, die in den Gang der
Handlung entscheidend eingreifen, dann könnten diese
Bedenken allenfalls etwas besagen. Gelber aber zeigt
sich mit dem Shakespeare'sehen Geist und vor allem mit
dem Shakespeare*'sehen Publikum so wenig vertraut, dass er
lange Expektorationen anstellt, um das Auftreten des
Geistes zu rechtfertigen und darzulegen, welcher Kunstmittel
sich Shakespeare bedient habe, um seine Geistererscheinung
überhaupt glaubwürdig zu machen. Als ob


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