Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 565
(PDF, 160 MB)
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Wedel: Mystische Erscheinungen in Sage u. Volksaberglauben. 565

du Prel zu reden, — einen neuen Vorstoss in die Tiefe
gethan,1) ohne damit behaupten zu wollen, dass nun wir
unseren Nachkommen nur Flächenarbeiten hinterlassen
hätten. Wenn wir die Wahnvorstellungen des Mittelalters
und unserer Tage ausmerzen, so bleibt ein immer kleinerer
Kreis möglicher Irrthümer übrig.

Doch zurück zu unserem Gegenstande, welcher sich
zum grössten Theile mit der Vergangenheit beschäftigt.

Bei Betrachtung der einzelnen Völker stellt es sich
heraus, dass Andeutungen mystischer Erscheinungen
besonders häufig unter den Stämmen germanischer Abkunft
auftreten. Es scheint, als ob diese gleichwie die Inder,
welche ja auch in anderer Beziehung mit uns verwandt
sind, vorzüglich geeignet für derartige Eindrücke waren.
Andererseits findet man, dass hervorragend begabt das
weibliche Geschlecht ist. So erklärt es sich auch, warum
die Frauen bei den alten Deutschen in so hohem Ansehen
standen. Schon Caesar9) und Taeitus*) berichten, dass bei
den Germanen die Frauen über die Zukunft befragt wurden,
und dass ihr Ausspruch für die Entscheidung der Männer
maass-ebend war. Doch sei bei der Gelegenheit darauf
Inngewiesen, dass sieh diese Beobachtung nicht nur auf
unsere Vorfahren beschränkt. Zu allen Zeiten und bei
weitaus den meisten Völkern kam das mystische Element
bei den Frauen am leichtesten zum Durchbruch. Ich
erinnere nur an die Pythia und die Sibyllen im Alterthum,
an die Hexen im Mittelalter und an die Somnambulen und
Medien unseres Jahrhunderts, welche ja durchaus nicht
auf die germanischen Völker beschränkt sind. Eine Ausnahme
scheint nur bei den Juden und den Indern stattzufinden;
jedoch liegen hier die Verhältnisse derart, dass dieselbe
eben nur scheinbar ist. Bei den letzteren war die Neigung
zu einem stillen beschaulichen Leben schon sehr frühzeitig
zur Geltung gekommen; man begann mittels einer geeigneten
Lebensweise diese Fähigkeiten künstlich hervorzurufen,
einer Lebensweise, zu welcher der widerstandsfähigere
Körper des Mannes eher geschickt war. Die Juden dagegen
scheinen, wie die semitischen Völker überhaupt, vielleicht
in Folge ihrer stark entwickelten Sinnlichkeit, weniger
geeignet zur Aufnahme übersinnlicher Eindrücke gewesen

*} du Prä: — „Philosophie der Mystik." S. 3.
*) Caesar: — „De bello Gallieo." Lib. I, cap. 50,4.
») Taciius; — „Germania." 8,


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