Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 566
(PDF, 160 MB)
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566 Psychische Studien. XX. Jahrg. 12. Heft. (December 1893.)

zu sein.1) Da konnten diese Elemente natürlich nur dann
zur Geltung gelangen, wenn Körper und Geist durch tiefe
seelische Erschütterungen und durch ein geeignetes Leben
dazu vorbereitet waren. Das ganze Leben der Juden war
nun aber ein politisch-religiöses, welches nur die Thätigkeit
des Mannes zuliess. Die Frauen traten gar nicht in die
Oeffentlichkeit. So ist es denn erklärlich, dass auch in
diesem Volke die mystischen Erscheinungen, soweit uns
dies durch Ueberlieferung bekannt geworden ist, bedeutend
häufiger bei dem männlichen Geschlechte beobachtet wurden.
Denn nur, wo sie freiwillig auftreten, können wir eine
Bestätigung obiger Regel erwarten. Wenn sie aber auch
bei den Männern zum Durchbruch gelangen, so haben wir
gleich die bekannten Phänomene. Ereilich heisst es nicht:
— er kam in Trance, sondern der Geist oder die Hand
des Herrn kam über ihn. Die Sache ist dieselbe. Sogar
Musik wurde schon als förderlich erkannt: — der Spielmann
muss aufspielen, und darauf kommt der Prophet in Verzückung
.2) Auch das Betrachten glänzender Gegenstände
galt als geeignet, den Schlaf des Sehers hervorzurufen, wie
aus der Geschichte von JosepKs Becher erhellt.3) Uebrigens
sei erwähnt, dass auch bei anderen semitischen Völkern
derartige Erscheinungen aufgefallen sind. Das Izdubar-E^os
und manche gleichfalls durch die Keilschrift erhaltenen
Gebete und Formeln der alten Chaldäer zeigen mancherlei
Andeutungen, welche sich auf unser Gebiet beziehen lassen.
Aber es ist doch verhältnissmässig wenig. Trotzdem galten
die Chaldäer einer späteren Zeit geradezu für Zauberer
xar1 e%o%ijv ebenso, wie die Finnen im hohen Norden. Und
auffallender Weise finden sich auch im Nationalepos der
letzteren, in „Kaiewala", diesem hohen Liede der Zauberei,
abgesehen von einigen Besprecbungsformeln, so gut wie
keine deutlich mystischen Thatsachen.

Ganz anders bei den Germanen.

Betrachten wir das grosse Gebiet des Aberglaubens,
wie derselbe im Leben und in den Sagen des Volkes
auftritt, so können wir leicht zwei Regionen unterscheiden,
welche zwar nicht durchaus, aber doch recht deutlich

x) Auch bei den Hexenprozessen werden auffallend wenig Juden
erwähnt. Vergl. Horst: — „Däinonomagie." Bd. II, 8. 431. Doch kann
dies auch in der religiösen Auffassung der damaligen Zeit seinen
Grund haben.

2) 2. Könige, 3, 15. — 1. Sam. 10, 5.

3) 1. Mose, 44, 5« Der Becher scheint Oberhaupt gern verwendet
worden zu sein, denn auch in der alten iranischen Sage finden wir
ein Gegenstück dazu; — den Weltenbecher des Königs Dschemschid,


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