Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 567
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
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Wedel: Mystische Erscheinungen in Sage u. Volksaberglauben. 567

trennbar sind. Die eine umfasst den activen Aberglauben
, bei welcher der Mensch mit Absicht auf gute
oder böse Art in die Räder des Schicksales einzugreifen
bestrebt ist. Dem gegenüber steht der passive, nach
welchem die geheimnissvollen Mächte des Schicksales auf
eine übernatürliche Art und Weise sich kund geben.
Derartige Erscheinungen nun, welche meist einen
beängstigenden Eindruck ausüben, oder auch nach der
Meinung der Betroffenen eine ungünstige Vorbedeutung
enthalten, sucht man natürlich auf jede Weise zu entkräften
; nichts ist dabei natürlicher, als dass man den
Feind mit seinen Waffen zu schlagen bestrebt ist und ihn
sozusagen in seinem eigenen Gebiete angreift. Mit anderen
Worten:4— der passive Aberglaube muss seinerseits wieder
den activen hervorrufen. Ja, insofern jede mystische Fähigkeit
im Menschen zuerst willkürlich aufgetreten sein wird,
bevor man an eine regelmässige Bethätigung derselben
gehen konnte, darf man wohl behaupten, dass der passive
Aberglaube der Vater des activen gewesen ist. Wir werden
uns also zuerst mit jenem zu beschäftigen haben.

In sein Gebiet gehören hauptsächlich die sogenannten
Spukvorgänge, d.h. der Glaube, dass gewisse Oertlich-
keiten, oder auch bestimmte Zeiten, das Hereinragen der
Geisterwelt in die unsrige begünstigen. Da es sich nun
hierbei besonders um die Geister der Abgeschiedenen
handelt, so wird es am Platze sein, zuerst einen Blick auf
die Vorstellungen zu werfen, welche das Volk von dem
Zustande nach dem Tode hat. Hier nun zeigt es sich, dass
dieselben sich durchaus nicht immer mit den Lehren der
Kirche decken, sondern vielmehr eine beträchtliche Aehn-
lichkeit mit den Kundgebungen hahen, welche Somnambule,
wie die Seherin von Prevorst, und die Trancemedien unserer
Tage berichten. Wir haben es also entweder hier mit
wirklichen Thatsachen zu thun, oder wir müssen annehmen,
dass die Offenbarungen unserer Zeit zum mindesten stark
vermischt sind mit den subjectiven Anschauungen der
Mittelpersonen; und in diesen Anschauungen müssen wir
dann eben die letzten Ausläufer jenes Volksglaubens
erkennen. Man mag die Sache auffassen, wie man will; für
uns ist das einerlei, da wir hier nicht Theorien erörtern
wollen, sondern nur die Absicht haben, einige Thatsachen
als bekannt im Geiste des Volkes festzustellen. Und es ist
für uns von Interesse, zu erkennen, dass sich der gesunde
Glaube desselben von jeher gegen die Annahme gesträubt
hat, als ob der Mensch mit dem Tode ganz plötzlich völlig
neue Eigenschaften erwürbe und mit einem Male gänzlich


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