Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 568
(PDF, 160 MB)
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568 Psychische Studien. XX. Jahrg. 12. Heft. (December 1893.)

von seinem vorhergehenden Zustande getrennt wäre. Was
Denker und Forscher wie Heilenbach und du Prel philosophisch
als logische Notwendigkeit erkannt und bewiesen haben,
davon war der schlichte Sinn des Volkes seit Jahrhunderten
überzeugt, freilich ohne sich Rechenschaft über das War am
zu geben; und diese Uebereinstimmung ist eine schöne Probe
auf die Richtigkeit des Systemes jener Manier, da sie auf
ganz anderen erkenntnisstheoretischen Wegen zu dem nämlichen
Ergebnisse gelangten. Der einfache Mann sagt sich,
dass nach dem Tode unsere Seele nicht piötzlich etwas
Neues, Anderes geworden sein kann, als was sie im Leben
war* Er nimmt an, dass dieselbe noch von den gleichen
Impulsen angetrieben werde, wie in dieser Erscheinungsform.
So lange der Körper noch nicht verwest ist, steht sie noch
mit ihm in Verbindung, und jener empfindet auch noch.1)
Sie hat noch leibliche Bedürfnisse und zeigt Fürsorge für
ihre Gebeine. War der Tod ein jäher, unerwarteter, so
bleibt diese Verbindung um so länger bestehen; unser
unsterbliches Theil vermag sich nicht so schnell in die
neuen Umgebungen zu finden, als wenn die Trennung eine
allmähliche war. Einmal kehrt die Seele noch in ihr altes
Haus zurück; und vierzig Tage, wie Christus nach der
Auferstehung, muss jeder Todte noch auf Erden wandeln/3)
Besonders Menschen, welche mit heftigen Leidenschaften
hinübergegangen sind, fühlen sich noch lange an das Feld
ihrer früheren Thätigkeit gebannt. Wenn aus nichts entstanden
, könnte sich dieser Glaube schwerlich durch die
Jahrhunderte erhalten haben, denn die Geistlichkeit war
immerdar eifrig bemüht, derjenigen Anschauung Geltung
zu verschaffen, welche sich bei ihr ausgebildet hatte. Es
müssen also triftige Gründe obgewaltet haben, die dem
Eingänge des christlichen Dogmas an dieser Stelle ein
Hemmniss boten. Diese finden wir in den Spukerscheinungen
. Wenn das Todtenreich wirklich nicht
ein Land ist, „aus dess* Bezirk kein Wandrer wiederkehrt4',

— wenn die Abgeschiedenen manchmal auf irgend eine
Weise mit den Lebenden in Verbindung treten konnten:

— dann freilich wird es uns begreiflich, dass die sonst
allmächtige Kirche hier ihre Hegemonie einbüssen musste,
denn die Macht der Thatsachen ist grösser als jegliche
Autorität. Die Spukvorgänge selbst nun zeigen immer den
nämlichen Character. Ein Klopfen an und in den Wänden,
ein Bewegen und Werfen schwerer Gegenstände, wobei es

*) Wuttkex — „Volksaberglaube der Gegenwart." S. 439,
*) Ebenda. 441,


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