http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0582
576 Psychische Studien. XX. Jahrg. 12. Heft. (December 1893.)
Diese gehabte Erscheinung hat nun grosses Aufsehen
gemacht und ist denn auch zu den Ohren des Stadtraths
gedrungen, welcher ihr eine solche Bedeutung beimaass, dass
die alte Frau am 29. October zu Protokoll vernommen, und
dieses andern Tages darauf am 30. October 1644 vor versammelten
Rathe und dem dazu gehörigen Superintendenten
verlesen ward. Die Behörden begnügten sich aber noch nicht
mit der Versicherung der Frau Ullmannin, ihre Aussage vor
geistlichen und weltlichen Personen wiederholen zu wollen,
sondern examinirten sie am 1. November 1644 nochmals in
Neustadt (der jetzigen Altstadt) über das, was sie in Alt-
Dresden (jetzt Neustadt) am 29. October ausgesagt hatte.
Hier blieb sie bei ihrer Aussage und fügte noch hinzu: —
Vor 32 Jahren hätte sie den Eeuter auch gesehen am
Kranichsee, und wären damals mehr Leute bei ihr gewesen.
Sie hätte es auch von ihrem Vater, einem Förster Namens
Philipp Körner, gehört, dass der Jagenteufe! ein scharfer
Förster gewesen und in voller Weise (d. h. betrunken) den
Hals gebrochen, darum hätte auch das Gespenst zu ihr
gesagt: — „Wollte Gott, ich wäre nicht zu scharf gewesen
über die armen Leute, wäre in meines Vaters Fusstapfen
getreten, so wäre ich nicht in das Unglück gekommen." —
Sie wäre so sehr darüber erschrocken, dass ihre Beine noch
ganz schwer davon wären. Sie hätte nur die Stimme gehört,
aber woraus er geredet, wisse sie nicht. Einige hätten
gesagt, sie sollte es sagen, aridere, sie sollte es nicht thun,
endlich wäre ihr gar bange darüber geworden. Hans Stolle
hätte den Jäger, wie sie, gehört, auch vor diesem gesehen,
dass er drei Hündchen bei sich gehabt. Zu ihrer vorigen
Aussage hätte sie noch hinzuzufügen vergessen, was ihr
das Gespenst gesagt: — „Man verachte Gott und sein
Wort, Gott würde von uns ziehen, wenn man es nicht
anders machen würde", — deswegen hätte sie es heute dem
Caplan noch angezeigt Heute, als sie wollen in die Kirche
gehen, wäre sie, weil es noch nicht um 6 Uhr gewesen,
wieder umgekehrt. Da hätte sie im Kirchgässchen eine
Stimme gehört, die gesagt: — „Habt Ihr meinen Befehl
ausgerichtet?" — Nach Bejahung dieser Frage hätte die
Stimme weiter gefragt: — „Wem habt Ihr es gesagt?u —
worauf sie geantwortet: — „Meinem Beichtvater?" — und
die Stimme habe dann wieder gesprochen: — „Ihr habt
recht daran gethan; wenn Geistliche und Weltliche werden
Protokolls über ihr Verhör beim Stadtrath zu Dresden gedruckt wurde,
entnommen; was nun folgt, ist aus dort nicht mit abgedruckten,
späteren Protokollen.
V
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0582