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580 Psychische Studien. XX. Jahrg. 12. Heft. (Deeember 1893.)
Wunsch: — 'Ach, dass er noch lebte!' — Sie wussten nicht,
dass nur seine Hülle, seine Gebeine im Münsterchor zu
Kloster Crowland moderten, während Er als Geist fort und
fort über ihnen und um sie her waltete, er, dessen Bestimmung
es war, de aus ihrer schweren Knechtschaft zu
erlösen, sie zu einer grossen Nation, zu Vätern noch
grösserer Nationen bisher nnentdeckter Länder zu machen.
Frei von allen Erdeusehlacken lebt er in Ewigkeit, der
Geist des Wachsamen, der Geist der Freiheit, der niemals
stirbt!" — Seine Geschichte erinnert uns an die „Legende
vom Oberjägermeister4 in „Psych. Stud." Juli-Heft 1893
S. 327. — Eine ähnliche Romantik, wie diese Engländer,
beseelt wohl auch zuweilen noch unsere Wildschützen in den
österreichischen Alpen, wenn sie sich z. B. an die Tage der
Befreiung Tirols im Jahre 1809 und an ihre Nationalhelden
erinnern, die alle mit dem Stutzen wacker umzugehen verstanden
. — Noch heutzutage wenden sich in ßaiern, wie aus
München v. b. November 1893 (im „Leipziger Tageblatt"
v. 8. November, 1. Beil.) berichtet wird, die sogenannten
Haber feldtreiber gegen die dortigen zu strengen
Förster. „In der Nacht gegen *21 Uhr auf Allerheiligen
(v. 31. October bis 1. November) ist eine Schaar solcher
Haberfeidtr eiber am Tegernsee auf dem Friedhof zu Egern
unter Schüssen eingebrochen, hat den Grabstein des im
Vorjahre verstorbenen Försters von Egern aus der Erde
gerissen und über die Küchhofmauer geworfen. Ein auf
der völlig verwüsteten Grabstätte zurückgelassener Zettel
besagte, dass das von dem Förster chikanirte Jüandvolk
Rache nehme an dem schlechten Menschen, der nicht in
geweihte Erde gehöre und aus dem Friedhofe entfernt
werden müsse! Der Zettel enthielt ferner die Drohung,
dass im Falle der Nichtbeachtung desselben der Leichnam
ausgegraben und aus dem Friedhofe geworfen werden
würde!!! (Das könnte den XJebelthätern übel bekommen!)
Kaum eine Stunde später wurde in das Forsthaus zu
Scharling eine Dynamitpatrone geworfen, welche im Wohnzimmer
explodirte, die Zimmerthür zertrümmerte und
sonstigen Schaden anrichtete. Ein Jagdhund vermochte
sich noch zu retten, sein Lager wurde aber in tausend
Fetzen zerrissen. Nach der Explosion wurden noch drei
scharfe Scnüsse in das Wohnzimmer gefeuert. Bis der
Förster Halleis bewaffnet aus dem oberen Stockwerk herab
kam, war Niemand mehr zu sehen. Er veranstaltete sofort
mit der von ihm alarmirten Gendarmeriestation im nahen
Kreuth eihe Stieife, die jedoch erfolglos blieb. Der Spektakel
war von den Theilnehmern biossfüssig veraijstaltet worden."
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