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Wittig: Harms1 Methode der Natur- und Geistforschung. 587
Die nur von der Praxis belebte, einzig richtige
Methode der Natur- und Geistforschung.
Nach Prof. Paul Harms referirt von Gr. C. Wittig.
Wie sehr der Spiritualismus gegenüber dem
sogenannten wissenschaftliehen Materialismus (vergl.
Firchow's August-Rede vor den Studenten der Universität
Berlin in „Psych. Stud." September-Heft 1893 S. 457 fl.)
Recht hat, diese sogenannten wissenschaftlichen Leistungen
und Errungenschaften, welche über alles Geistige von ihrem
grobsinnlichen Standpunkte aus dreist abzusprechen sich
erlauben, lehrt uns folgender Artikel der „Grenzboten"
(Leipzig, Fr. W. Grunorv) Nr. 18 v. 27. April 1893, welcher
die Ueberschrift führt: — „Der naturwissenschaftliche
Unterricht auf unseren höheren Schulen" von Paul Harms
in Elberfeld. — Wir sollten eigentlich den ganzen Artikel
bringen, so werthvoll erscheinen uns dessen Ausführungen,
begnügen uns aber mit einer Wiedergabe seiner allerwich«
tigsten Stellen, die jeden ehrlichen Forscher gewiss von
selbst an die voll sprudelnde Quelle locken dürften. Es
heisst da gleich von vornherein ganz richtig: —
»Kant hat den Materialismus überwunden, sagt Albert
Lange in seiner Geschichte der naturalistischen Weltanschauung
. Das kann man zugeben; aber zu glauben,
dass der Materialismus nun auch überwunden sei, wäre
ein grosser Irrthum. Zwar ist die Zeit vorbei, wo die
Gartenlaube in populärer Naturwissenschaft machte, und
wo es zum guten Ton gehörte, Büchner's 'Kraft und Stoff'
gelesen zu haben. Die grosse Masse der Gebildeten macht
sich heutzutage überhaupt wenig Sorge um eine Weltanschauung
; zur Zeit schwärmt sie für französisch-russischskandinavische
Sittenverderbniss. In einer einflussreichen
Klasse von Gebildeten aber ist der Materialismus noch
durchaus die herrschende Weltanschauung: in dem Kreise
der akademisch gebildeten Vertreter der Naturwissenschaft.
[Virchow und Wundt sind uns Spiritisten die hervorragendsten
Mustervertreter desselben! — Refer.] Einflussreich ist
diese Klasse insofern, als zu ihr die Lehrer der höheren
Schulen gehören, die ihre Ansichten natürlich auf die
Schüler übertragen. In den jugendlichen Köpfen pflegen
diese nun zwar nicht zu einer festen Weltanschauung
auszureifen, wohl aber die ärgste Begriffsverwirrung anzurichten
und ein beispiellos unklares Denken zu züchten.
Und immer noch fordern, namentlich die Vertreter der
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