http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0597
*
Wittig: Harms* Methode der Natur- tmd Geistforschtmg. 591
viele, als es besondere Zweige der Naturwissenschaft giebt,
# oder, wenn man will, es giebt so viel besondere Zweige in
der Naturwissenschaft, als es Moleküle giebt." —
Wir müssen uns mit Gewalt von den weiteren, höchst
scharfsinnigen Auseinandersetzungen des genannten Herrn
Verfassers losreissen, um, wie gesagt, nicht seinen ganzen
Artikel abzudrucken. Und diese von ihm geschilderte, in
sich über die Grundprinzipien ihrer eigenen Fächer so ganz
und gar im Nebel des Irrthums sich befindende Naturwissenschaft
will sich anmaassen, etwas von „Geist" und
„geistigen Dingen" zu wissen, während sie nicht einmal ihre
eigenen Moleküle, aus denen sie sich aufbaut, kennt! Haben
da meine Bemerkungen im Juni-Heit 1893 S. 287 ff. über
unsere Chemie und Physik nicht ihre volle Berechtigung?
Längst ist in den Kreisen des Spiritismus der Zweifel an
diesen Fundamenten des Materialismus laut geworden, wie
z. B. noch jüngst in den Artikeln des Herrn Johannes
Spanuth in Minden in „Psych. Stud." October-Heft 1892
S. 462 ff. Längst bat Prof. Zöllner seine warnende Stimme
gegenüber seinen, einen ebenso wenig geistigen Standpunkt
vertretenden Collegen erhoben und durch seine Theorie der
„vierten Dimension" einen Irisapfel in ihre Reihen geworfen,
über den die Urtheile bis heute noch nicht einig sind, wem
er unter ihnen am meisten gebührt. Mehrfach hat Referent
dieser Zeilen seinen Widerspruch gegen Prof. Wundt,
zuletzt s. „Psych. Stud." Mai-Heft 1892 S. 211 ff., und der
Herr Herausgeber gegen den fast auf gleichem Standpunkte
stehenden Philosophen Eduard von Hartmann in seinem
Werke: — „Animismus und Spiritismus" (Leipzig, Oswald
Mutze, 1892) 2 Bde. — erhoben und ihnen die Widersprüche
ihres Denkens und Schlussfolgerns aui Grund ihrer eigenen
Prinzipien klargelegt. Wir hoffen damit, nicht ganz tauben
Ohren gepredigt zu haben, nicht bloss eine Stimme in „die"
und in „der" Wüste, sondern eine solche vor einem Walde
gewesen zu sein, aus dem wenigstens schon leise Echorufe
zurückschallen. Dass man aus solchen Fundamenten und
Bausteinen, wie die oben beschriebenen sind, keine
psychischen Erscheinungen aufbauen, oder gar ex
fundamento erklären wird, dürfte wohl auch dem Befangensten
nunmehr einleuchten.
„'Was zum Teufel soll denn aber nun werden?' — wird
der Leser ungeduldig ausrufen. Nun, das ist nicht so
schwer zu sagen", — schliesst unser Verfasser seinen mit
belehrenden Auseinandersetzungen und verbessernden Unterrichts
-Methoden erfüllten Artikel. „Zunächst fort mit der
[soll wohl heissen: dieser Art von] theoretischen Wissenschaft!
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0597