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Wittig: Harms' Methode der Natur- und Geistforschung. 593
vorerst zu studiren, ehe sie über dieselben absprechen? —
„Wir glauben an solche Erscheinungen nicht, als bis wir
einen Fall davon gesehen haben, und wir werden einen
solchen Fall niemals zu Gesicht bekommen, da wir uns
dergleichen Experimente niemals ansehen, denn sie sind doch
weiter nichts als Betrug, Selbsttäuschung, Wahnglaube und
Verrücktheit!« — (VergL „Psych. Stud.44 Juni-Heft 1892
S. 266 ff.) Da haben wir's! Und was sagte jüngst Herr
Rector Virchow in Berlin zu seinen Studenten? „Heute
führen wir unsere Schüler nicht nur in die Methode, sondern
in die Praxis ein. Trotzdem ... ist die Wissenschaft nicht
sicher vor dem Eindringen des Mysticismus, besonders die
Biologie. . . Hier wird dem Mysticismus Thür und Thor
geöffnet. Schon erstrebt der Hypnotismus eine Stellung in
der Wissenschaft, ähnlich die Homöopathie, wie früher der
thierische Magnetismus, für den im Jahre 1816 gegen die
Stimmen der Fakultät ein Lehrstuhl errichtet wurde. Es
giebt eben Räthsel in der Entwickelung der Menschheit!44
(Vergl. „Psych. Stud.4t September-Heft 1893 S. 458 sub e).
Worauf er damit zielt, und was ihm ein Dom im Auge
ist, das finden unsere Leser in „Psych. Stud.44 October-Heft
i892 S. 496 bei dem „zweiten Internationalen Congress für
Experimental-Psychologie in London44 vermerkt, woselbst
von den wissenschnftlichen Vertretern fast aller Nationen
auch das Gebiet der „psychischen Forschung" als ein
„wissenschaftlich berechtigtes44 zum ersten Mal zugelassen
und anerkannt wurde! Hinc illae lacrimae!
Ob es Seine Magnificenz nicht auch für ein Räthsel
erkennen würden, dass er die Praxis auf derartigen Gebieten
empfiehlt und doch selbst nur seine obige absprechende
Methode auf sie anwendet? Ach, wie lange wird Herr
Paul Harms noch mit uns auf die Anwendung seiner verbesserten
Vorschläge des Studiums und Unterrichts durch
eine neue, nur von der Praxis belebte Methode harren
müssen! —
P»yohirtoho Stadion. Deoembor 1393.
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