Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 603
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
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Kurse Notizen. 603

auf, und ein langer Athemzug entfloh Deinem Munde. Ein
heisses Schluchzen ertönte, ich weiss nicht mehr aus wessen
Brust. Ich sah Deinen Odem, Deinen letzten. Er strich
wie ein Blumenduft durch's Zimmer und schwebte hinaus in
den goldenen Mai. Die Luft empfing den flüchtigen Seufzer.
Sie streichelte ihn mit tausend linden samtenen Fingern
und Hess ihn weiter fliehen. Er strich an Blumen vorüber,
er berührte den Blüthenschnee knospender Bäume und
spielte mit dem Blondhaar eines Kindes. Er verfing sich
in die Glocke eines Kirchthurms auf ferner Heide und
bewegte sie leise. Und die Alten, die am Felde arbeiteten,
falteten die Hände. . . . Dann schwang er sich höher. Ein
Heer gleicher Hauche begleitete ihn. Sie schwebten über
blaue hohe Meere und blähten die Segel dahinziehender
Schiffe. Sie drangen über staubige Landstrassen und
kühlten die brennenden Stirnen armer Wanderer. Dann
flogen sie von der Erde fort, weit, weit, weit hinauf. Sie
glitten über blaue Gletscher, stiegen in Schneespalten und
trugen winzige Samenkörner in diese: - Und die Schnee-
spalten blühten. . . . Das alles sah ich, und ich sagte zu
ihnen, die Dein Lager umstanden: — 'Weinet nicht, seine
segenbringende Nähe hat uns nicht verlassen. Er lebt

noch'! ... Und ich sah ein anderes"--Die zweite

Vision, die nun folgt, lässt Christum auf seinem Throne bei
dem jüngsten Gerichte nur den Menschen für des Himmelreiches
würdig erklären, der die Hungrigen gespeist, die
Durstigen getränkt u. s. w. und dem geringsten seiner Mitbrüder
wohlgethan hat. „Und hättest Du auch nur einem

Traurigen die Hand aufs Herz gelegt."--Die dritte

Vision ist die Beantwortung einer stummen Frage wegen
des letzten Buches der Verfasserin, wohl über die noch
ungelösten Räthsel unseres geistigen Fortlebens. Der Geist
eines alten Mannes (wohl der der Natur oder vielmehr der
Erdgeist) tritt zu ihr plötzlich schweigend herein in brauner
Toga. Es war im Mai, und sie gingen mit einander in ihn
hinaus. Eine sanfte Stimme sagte: — 'Du möchtest mit
einem Stummen reden. Sei doch geduldig. Man ist nicht
immer stumm, und man redet auch nicht immer/ — ,Du
meinst, es kommt die Zeit, da ich wegen dieses Buches —?'
Er nickte. — 'Die Zeit kommt freilich, das Buch aber wird
Dich dann wenig kümmern.' — ,Kannst Du mir die Versicherung
geben, dass sie kommt?4 — fragte ich, stehen
bleibend. — 'Ei freilich', — sprach er. 'Blicke umher, was
siehst Du da auf dem Boden — jBlumen.' — 'Wie siehst
Du sie?' — ,Nun in Gruppen/ — 'Richtig. Hier sind
Himmelschlüssel, dort Narzissen, drüben Lorbeer. Auf dem


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