Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 6
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0014
6 Psychische Studien. XXL Jahrg. 1, Heft. (Januar 1894.)

Genossen wird durch einen Wahrtraum Atlfs vor dem
drohenden Ueberfalle gewarnt, während seine Feinde gleichfalls
im Traume den bösen Ausgang ihrer Sache voraussehen
.1) Auch dass die Morgenträume häufiger in
Erfüllung gehen, als die, welche bald nach dem Einschlafen
auftreten, war dem Volksbewusstsein bekannt.2) — Jedoch
genug hiervon. Derartige Erzählungen sind so verbreitet,
dass es schwer wäre, dem Leser etwas neues zu bieten.
Wer nur einigermaassen mit der einschlägigen Litteratur
bekannt ist, kann die Beispiele zu Hunderten anhäufen. —
Von den nunmehr bei unserer Untersuchung in Betracht
kommenden Erscheinungen des activen Aberglaubens
beansprucht das Hexenwesen den ersten Platz. Manche
Gebräuche und Meinungen mögen häufiger zu beobachten
sein, aber nicht im entferntesten haben sie einen solchen
Einfluss auf das ganze Leben der daran Glaubenden —
und Nichtglaubenden — ausgeübt, wie die Ansicht, dass
gewisse Menschen die Fähigkeit besitzen, anderen auf
geheimnissvolle Weise zu schaden. In erster Linie wird
man hier wohl an das 17. Jahrhundert denken, wo der
„malleus maleficarum" erbarmungslos Gute und Böse in
gleicher Weise zerscnmetterte, wo eine Art von Verfolgungswahnsinn
die Menschheit überfallen zu haben ^ebien. Aber
damals war jene Volkskrankheit nur aus dem chronischen
in das acute Stadium getreten. Indessen wie schon früher
die Gefahr, zu jenem verderblichen Gesindel gerechnet zu
werden, nicht gering war, so ist auch in unseren Tagen
der Glaube an dergleichen Fähigkeiten noch nicht erloschen.
Erklärte doch erst vor wenig Wochen eine Frau öffentlich
in der Zeitung, dass sie keine Hexe sei!!! — Aber nicht
blos zeitlich, auch räumlich ist diese Ansicht ungemein
verbreitet, und wenn Mephisto ausruft: —

„Es ist ein altes Bueb, zu blättern: —
Vom Harz bis Hellas alles Vettern" —,

so hat er damit durchaus nicht die äussersten Grenzen
derselben angegeben. Sie dürfte vielmehr mutatis mutandis
über den ganzen Erdball verbreitet sein. Schon aus diesem
Grunde ist es ein Trrthum, wenn man mehr als nur das
Wort „Hexe" von den „Priesterinnen der germanischen
Heidenzeit" ableitet. Bereits vor dem Auftreten des
Christenthums unterschied man ganz genau zwischen den
Dienerinnen der Götter und jenen Unholdinnen, welche
bereits damals gehasst und verachtet waren. In der „Saga

*) „Hovard-Isfjordigs-Saga.** Kap. 20, 21.

•) Jfuttke: „Volksaberglaabe der Gegenwart,**


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0014