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28 Psychische Studien. XKI. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1894.)
September 30. — War bei dem Medium Mott-Knight Vor
Beginn der Sitzung legte ich Fragmente von mitgebrachter
farbiger Kreide zwischen die Schiefertafeln. Nach circa
einer halben Minute Hess sich das Signal der Beendigung
vernehmen, und beim Abheben der Tafeln ergab sich
folgendes Resultat: — In grüner Schrift stand verzeichnet:
— „Mein theurer Bruder. Wir segnen Dich!4'' — Die Unterschrift
meiner Schwester war mit orangefarbiger Kreide
ausgeführt. — Auf der Innenseite der oberen Tafel stand
in rother Schrift: — „Mein Sohn! Jacob ist nicht im Stande
„Deinem Wunsche zu willfahren, ebensowenig wie andere
„Geister jedem an dieselben gerichteten Verlangen gerecht
„zu werden vermögen. Dein Vater." — Es war dieses eine
Erwiederung auf den, dem Medium gegenüber ausgesprochenen
Wunsch, den Vor- und Zunamen meines Schwagers zu
erhalten.
Beim zweiten Experiment fühlte ich das magnetische
Agens, das sich im Anziehen und Abstossen der in meiner
Hand befindlichen Schiefertafeln kennzeichnet, zwischen
denen sich dies Mal weder Kreide, noch Griffelfragmente
befanden. — Beim Voneinanderheben der Tafeln fand ich
auf der einen Seite die Worte: — „Mein Freund! Es freut
„mich, dass Sie meinen Sohn mit dieser segensreichen und
„beglückenden Wahrheit bekannt machten. Er wird jene
„Tafeln in Obhut nehmen und sie zum steten Andenken
„aufbewahren. Wilhelm W.... . — Während die Innenseite
der anderen Tafel in gänzlich verschiedener Schrift die
Botschaft enthielt: — „Theurer Bruder! Pauline und ich
„kommen, Dich zu begrüssen. Es ist Dir gelungen, Etwelche
„von der Wahrheit zu überzeugen und sie gleichzeitig zu
„bessern. Jacob}1 —
Die mit Deines Vaters Namen unterzeichnete Hinweisung
bezieht sich zweifelsohne auf diejenigen Tafeln, welche Du
am 19. September bei unserem gemeinschaftlichen Besuche
zum Andenken mitzunehmen die Erlaubniss bekamst. — Die
mit Jacob unterzeichnete Mittheilung dagegen rührt von
meinem Schwager und meiner Schwester her. — Hervorheben
möchte ich, dass das Zustandekommen des zweiten Versuches
vielleicht zehn Mal so viel Zeit beanspruchte wie dasjenige
des ersteren; ferner, dass das Medium, während ich dem
deutlichen, in Folge des „Schreibens" hervorgerufenen
Geräusche lauschte, ihrem Hasse, den die Frau einem verstorbenen
Journalisten nachträgt, in wenig gewählten Worten
Luft machte. Der Ausdruck in Worten und Geberden,
mit denen sie ihrem Hass Ausdruck verlieh, war geradezu
dämonisch. Zu Lebzeiten hat der Verstorbene sie in seinem
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