Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 36
(PDF, 169 MB)
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36 Psychische Studien. XXL Jahrg. 1. Heft. (Januar 1894.)

Argwohn auf den Spiritualismus, weil sie nur dem Zeugniss
ihrer eigenen Sinne glauben und ein lebhaftes Misstrauen
gegen Alles hegen, was sie nicht durch bekannte natürliche
Mittel zu erklären vermögen.

Bei uns ist die spiritualistische Bewegung in dieser
modernen Art ganz neu. Der Spiritualismus hat wahre
Gläubige und Anhänger schon lange Zeit in Norwegen
gehabt. Aber ihre Ansichten oder Meinungen sind sehr
wenig bekannt geworden und haben unter der Menge nur
Gelächter erregt. Man begegnet auch sehr oft Spiritualisten,
welche so kindisch und naiv sind, dass sie mehr Belustigung
als Interesse erregen, wenn sie von ihrem Glauben sprechen.
Mit Ausnahme der vorerwähnten Klassen von Personen,
die sich am Spiritualismus interessiren, begegnet man auch
hier und da in diesem Lande, sogar in Christiania selbst,
Leuten, die vielleicht von der Nothwendigkeit, an Etwas
zu glauben, sich getrieben, oder vielleicht aus irgend einem
psychologischen oder wissenschaftlichen Interesse sich zu
seinem Studium hingezogen fühlen, da etwas so Verlockendes,
etwas so aufregend Mystisches in ihm liege.

Man ist geboren, erzogen und aufgewachsen innerhalb
des Bereiches der christlichen Kirche, man ist gesetzlich
gezwungen worden, diesen Glauben an die Lehren der
Kirche anzuerkennen, man hat versucht, in diesem Glauben
zu leben, aber er hat uns nicht Stich gehalten. Man ist
Freidenker, Atheist, Agnostiker, und was nicht noch Alles
geworden, und so hat man sich mit diesem Allen übermüdet.
Es giebt so viele Wege, auf denen man müde wird, und
man sehnt sich, einen festen Halt, einen sicheren Grund
zu finden, auf dem man zu ruhen vermag. So fand man
in den spiritualistischen Manifestationen einen solchen
Stützpunkt für die ruhelose Seele. Dies scheint selbstverständlich
in den Augen Vieler ziemlich lächerlich, aber
es kann jedenfalls ganz ebenso interessant sein wie das
Dichten pessimistischer Lieder über den Tod mit drei oder
vier melancholischen Punkten oder Gedankenstrichen nach
jeder Strophe.

Ich möchte bemerken, dass ich für meinen Theil noch
keine befriedigende Eiklärung der spiritualistischen Phänomene
gefunden habe, von denen ich bisher las oder hörte,
und nicht im Stande war, irgend welche neue Thatsachen
für den Glauben an die recht merkwürdigen Manifestationen
zu gewinnen, deren Augenzeuge ich war. Aber Eins habe
ich durch das Studium des Spiritualismus gelernt, und das
ist, nicht länger über ihn zu scherzen oder zu spötteln.
Spott ist ein sehr leichtes und wohlfeiles Beweisverfahren,


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