Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 54
(PDF, 169 MB)
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54 Psychische Studien. XXL Jahrg. 2. Heft. (Februar 1894.)

behalten, — die Sterbende oder Verstorbene wollte sich von
der geliebten Schwester verabschieden, in deren Familie sie
ihre schönsten Jugendjahre zugebracht hatte. —

Man könnte nun den Einwurf machen, dass sich bei
dem innigen Verhältniss beider Schwestern zu einander die
ganze Sache wohl aus dem Gefühle der Besorgniss erklären
lasse, womit etwa die Mutter der Entbindung ihrer
Schwester entgegensehen mochte; — allein es war nicht
der erste Familienzuwachs der Tante, die zu grösserer
Besorgniss hätte Anlass geben können, noch war deren
Befinden überhaupt irgendwie abnormal, dass sich aus
diesen Umständen eine zu solcher Hallucination disponirende
Gemüthsstimmung hätte ableiten lassen, und endlich war
ja die Beschäftigung der Mutter im Momente der Erscheinung
(das Geldzählen nämlich) keine derartige, dass
sie einer Erklärung aus subjectiven Gründen besonders
günstig gewesen wäre.

Ich war damals erst acht Jahre alt, und doch kann
ich mich heute noch an die ungewöhnliche Sensation noch
recht deutlich erinnern, welche dieser Vorfall nicht blos im
elterlichen Hause, sondern selbst im Städtchen hervorrief. —

Der zweite Vorfall im Vaterhause, welcher kaum
geringere Sensation hervorrief, ereignete sich einige Jahre
später. Im Jahre 1834 trat ein gewisser Thomas K— in
das Geschäft des Vaters als Lehrjunge ein. Derselbe war
ein junger Mensch von circa zwanzig Jahren, aus guter
bäuerlicher Familie, kräftiger Constitution, couragirten,
verständigen Wesens, welcher von „Uebernatürlichem" nichts
wissen wollte, sondern sich darüber stets lustig machte.
Zu den aussergeschäftlichen Obliegenheiten desselben
gehörte auch das Putzen der Stiefel des Vaters, sowie der
übrigen Geschäftsgehilfen, welcher Beschäftigung er sich
jeden Abend nach dem Geschäftsschluss, resp. dem Abendessen
hingab. Der Haushund, Betto mit Namen, leistete
ihm bei dieser täglichen, resp. nächtlichen Beschäftigung
regelmässig Gesellschaft, da er stets im Zimmer des Lehrjungen
schlief. Bella war ein sehr wachsames Thier, das
bei dem geringsten Geräusche anschlug, es namentlich auf
Katzen und Ratten abgesehen hatte, die er oft stundenlang
mit Bellen verfolgte. Eines Abends im Frühjahre 1836,
nach Beendigung des Stiefelputzens, entkleidete sich K—
zum Theil, stopfte sich seine Pfeife Tabak, legte sich aufs
Bett und dampfte gemüthlich seinen Kanaster, um sich
wach zu erhalten, weil er auch noch den später nach Hause
kommenden, keinen Thorschlüssel führenden Hausgenossen
das Hausthor öffnen musste.


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