http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0063
Proy: Mediumistisohes aus meinem Leben.
55
Betto lag wie alltäglich mitten im Zimmer schlafend
am Boden, im Hause herrschte bereits nächtliche Stille,
und nichts regte sich als nur die Lippen des dampfenden
Rauchers. Da drückte es plötzlich drei Mal
rasch nacheinander an der Thürklinke des
Zimmers, — wobei sich der Hund, ganz entgegen seiner
Gewohnheit, statt anzuschlagen, mit eingezogener Ruthe
eiligst unter dem Bette des Lehrjungen verkroch. Dieser
rief: — „Wer ist's, was giebt's?" — sprang, als keine
Antwort erfolgte, furchtlos aus dem Bette und reisst die
Thür auf, — konnte jedoch, selbst als er in den Hof trat,
trotzdem es mondhell war, — Niemanden erblicken; es
herrschte durchaus das vorige nächtliche Schweigen.
Gleich darauf kam mein Oheim Josef F— nach Hause,
welcher sein Zimmer im ersten Stockwerke gerade über dem
Zimmer des Lehrjungen hatte. Dieser legte sich, ins
Zimmer zurückgekehrt, mit der Pfeife im Munde wieder
auf sein Bett, der Hund jedoch kam nicht wieder aus
seinem Verstecke zum Vorschein.
Da — wiederholte sich das sonderbare
Klinkendrücken in der vorigen Weise, worauf jedoch
K— eiligst aus dem Bette sprang, die Thür aufriss und
abermals laut rufend in den Hof trat, um zu sehen, wer
sich, seiner Meinung nach, diesen nächtlichen Scherz
erlaube. Doch abermals war nichts sichtbar, wiewohl
bei der Raschheit, mit der if— in den Hof sprang, es
Niemandem möglich gewesen wäre, sich, ohne bemerkt zu
werd^ü, zu entfernen oder zu verbergen. Auf das Rufen
des Lehrjungen trat auch der Onkel aus seinem Zimmer
auf den offenen Gang des ersten Stockes mit der Frage,
was es gebe. K— erzählte mit wenigen Worten den
Hergang, das wiederholte Drücken an der Thürklinke,
(welches übrigens der Onkel das zweite Mal selbst deutlich
hörte —), das Verkriechen des Hundes, sowie den Umstand,
dass die Ursache dieser nächtlichen Störung nicht zu entdecken
sei. Nach kurzem Wortwechsel kehrten Onkel sowie
K— in ihre Zimmer zurück, um sich zur Ruhe zu begeben,
die auch nicht wieder gestört ward.*) —
In derselben Nacht hörte auch meine Cousine
Cäcilie P—, welche im entgegengesetzten Flügel des ersten
Stockwerkes mit meinen Schwestern schlief, das sogenannte
*) Dieser Fall erinnert annähernd an mein in einer Königlichen
Hofapotheke Schlesiens erlebtes nächtliches Spukabenteuer, das
ich in „Psych. Stud." Februar-Heft 1886 S. 57 ff. berichtet habe. —
Der Sekr. d. Eed.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0063