Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 59
(PDF, 169 MB)
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Wedel: Mystische Erscheinungen in Sage u. Volksaberglauben. 59

Weise dem spähenden Auge der Verfolger zu entziehen.
So thut Vitolfy um den verwundeten König Halfdan zu
retten, bei Saxo Grarnmaticus.*) — In der „Faustsage", wo
sich mehrere solche Scherze finden, geschehen sie natürlich
mit Hilfe des Teufels. Und noch heutigen Tages ist dieser
Glaube im Volke so verbreitet, dass manch Bäuerlein, wenn
es zu einem wichtigen Kaufe schreitet, ein „vierblätteriges
Kleeblatt" einsteckt, um sich vor einer aus Verblendung
herrührenden Uebervortheilung zu sichern, denn ein solches
hebt alle Zauberei auf. —

Bemächtigt sich die Volksphantasie dieses Gegenstandes
und beherrscht sie denselben durch Jahrhunderte, so dehnt
er sich aus und wächst, wie fausl's Pudel hinter dem
Ofen. Folgendes Beispiel mag zur Erläuterung dienen.
Die Bewohner des hocbgelegenen Württombergischen Dorfes
Wolfschlugen bei Nürtingen gelten noch heutzutage im
Volksmunde als .,H e x e n b a n n e i". Wenn ich die Berichte
, welche aus einer unbedingt zuverlässigen Quelle
stammen, recht gedeutet habe, so giebt es dort verschiedene
Personen, welche die Gabe des „zweiten Gesichtes" besitzen,
und in denen auch noch andere mystische Fähigkeiten zu
Tage treten. Sie selbst sprechen nur höchst ungern gegen
Stadtleute von diesen Dingen, weil sie den Spott derselben
fürchten, sind aber von den Thatsachen völlig überzeugt.
Während nun die heute auftretenden Erscheinungen
durchaus nicht aus dem Rahmen einer normalen Entwicklung
heraustreten und dadurch gerade den Eindruck
des Wahrscheinlichen auf den mit dergleichen Sachen
vertrauten Leser machen, haben die Berichte aus der
Vergangenheit schon ganz das Gewand der Sage angenommen.
So soll der Vorfahr eines daselbst noch Lebenden, welcher
seinerseits Menschen und Thiere von „angehexten" Krankheiten
befreit, Diebe durch das zweite Gesicht entdeckt
u. s. w., zur Zeit des dreissigjährigen Krieges das
Dorf vor einem Einfalle der Schweden dadurch bewahrt
haben, dass er die Augen des ganzen Trupps verblendete
und den Kriegern an Stelle des Dorfes einen See vorgaukelte
. Hier haben wir also eine Augenverblendung
ganzer Massen, wie sie oben von Saxo Grammaücus erwähnt
wurde,*) *

Aus der gleichen Quelle dürfte auch der Glaube an

*) ühland: — „Mythos vom Thor." S. 197.
*) Man vergl. hierzu unsere Kurze Notiz sub b) — „'s Wisperl"
— in „Psych. Stud." Januar-Heft 1893 S, 53, resp. S. 55. —

Der Sekr. & Red.


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