Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 62
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0070
62 Psychische Studien. XXI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1894.)

walde, Namens Hermann Kühnel, fuhr im Spätherbste 1873
(glaube ich, war es!) nach Braunkohlen in die Gruben von
Mariaschein den oberen Erzgebirgs-Kammweg und kehrte
von dort, da es um diese Zeit bei uns schon zu schneien
pflegt, mit seinem beladenen Schlitten über Graupen,
Voitsdorf und Ebersdorf wieder heimwärts. Als er etwa eine
Viertelstunde vor demselben Adolfsgrüu, hinter dem vor
meinem Vater der Spuk versunken war, anlangte, gerieth
er mit seinem Fuhrwerk spät Nachts in ein dichtes
Schneegestöber auf den sogenannten fassen Wiesen' oder
'Kulmpfützen'. Plötzlich sah er um seine Pferde einen
grossen schwarzen Hund rennen, der die Pferde nicht
mehr vorwärts Hess, so dass sie sich in einem Kreise
herumbewegten und er mit ihnen nicht mehr von der Stelle
kommen konnte. Da begann er auf den Hund zu schlagen,
zu schelten und zu fluchen, worauf der Hund an ihm selber
in die Höhe sprang, ihm seine beiden Pfoten auf die Achseln
legte und deutlich die Worte zu ihm sprach: — 'Heute
über sechs Wochen musst Du sterben'/ — und augenblicks
war er im Schneegestöber verschwunden! Der Mann lenkte
sein Gespann ganz erschrocken wieder ins richtige Geleis,
fuhr heim und blieb von Stund an schwermüthig.*) Selbst
bei der drei Wochen darauf erfolgenden Hochzeit seiner
Schwester soll er wiederholt nur die Worte geäussert
haben: — „Geld genug, und doch kein Vergnügen!" —
Hierauf kränkelte er sichtlich und legte sich zu Bett, und
genau sechs Wochen nach dem Ereigniss erwacht er um
Mitternacht und frägt nach der Stunde. Als man sie ihm
angesagt hat, spricht er: — 'Um ein Uhr muss ich sterben !'
— Und so ist es wirklich geschehen. Es ist dies ein in
unserem Orte Allen bekannter Fall.44 —

Wenn wir denselben auch in seiner Wirkung immerhin
noch als eine Art von Autosuggestion auffassen könnten, so
haben wir doch ein redendes Gespenst vor uns und
zwar in der Nähe desselben Ortes Adolfsgrün, vor dessen
anderer Seite das Laternen-Gespenst des Watzke auf einem
Kreuzwege verschwand. Ob die beiden identisch sind,
dürfte schwerlich zu ermitteln sein, falls nicht noch andere
ähnliche Fälle bekannt werden, die auf etwas Gemeinsames
schliessen lassen. Die Erforschung dieser Umstände ist
nicht leicht, da die betreffenden Personen sehr zurückhaltend
sind. Eine schriftliche Antwort erhält man nicht,
und auch eine mündliche ist schwer zu erzielen.

*) Bauer Kühnel üat dieses Erlebniss allen Mitgliedern und Verwandten
der Familie Watzke selbst in deren Wohnung erzählt, wie
mich deren fünf gleichzeitig versichert haben. Es war der Gevatter
und Pathe von ihnen. — Der Sekr. d. Red.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1894/0070