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du Prel: „Es giebt keinen Tod."
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Unter ihrem früheren Namen Ross-Ghurch schrieb sie eine
ganze Reihe vielgelesener Romane und nimmt in England
und Amerika als Schriftstellerin eine sehr geachtete
Stellung ein. Auch der Name des Uebersetzers, eines
Arztes, ist mir nun bekannt*
Nach dieser Vorbemerkung kann ich auf das Buch
selbst übergehen. Wer die unterhaltenden Romane des
Capitän Marryat kennt, — wir Alle haben sie ja in der
Jugend gelesen, — wird diesen geistig und körperlich so
normalen Menschen nicht wohl für abergläubisch halten.
Desto werthvoller ist es, was nun seine Tochter erzählt,
dass er in Folge eigener Erfahrungen unerschütterlich an
Geister glaubte. Aus seinen hinterlassenen Papieren erfahren
wir einige ganz interessante Fälle von Telepathie und Ge-
spenstererscheinung. Die Erlebnisse aber, wodurch später auch
seine Tochter zur überzeugten Spiritistin geworden ist, sind
noch von ganz anderem Kaliber. Es wird wenige Menschen
geben, die über eine so ausgedehnte Erfahrung in diesem
Gebiete verfügen. Sie hat fast alle berühmten Medien
gesehen, die in den letzten Jahrzehnten in England und
Amerika von sich reden machten, und hat mit ihnen
wiederholt experimentirt. Colman, Eglinton, Volkmann, Mrs.
Guppy, Florence Cook, Katie Cook, Bessy Fitzgerald, Lottie
Fowler, William Fletcher, Mrs. Williams, Eva Hatch, die Misses
Berry u. 8. w. — eine ganze Procession von Medien wird uns
vorgeführt, und die Sitzungen mit denselben werden in anschaulicher
Weise geschildert. Nun ist es zwar richtig, dass
die Experimente nicht immer so exact angestellt wurden,
wie Skeptiker es verlangen; vielleicht beruht aber gerade
darauf der Reichthum ihrer Erfahrungen. Die wissenschaftliche
Exactheit, soweit damit die Redlichkeit des Mediums
geprüft werden soll, darf freilich nicht ausser Acht gelassen
werden. Ist aber diese Redlichkeit einmal festgestellt, so
muss man diese Art von Exactheit fallen lassen und nur
mehr die der wissenschaftlichen Beobachtung der Phänomene
handhaben. Jeder Spiritist von Erfahrung weiss, — und
jeder logisch angelegte Mensch wird es verstehen —, dass
unbekannten Kräften sich nicht bestimmte Bedingungen
auferlegen lassen, unter welchen sie sich äussern
sollen. In den meisten Fällen wird das die Phänomene
lähmen. Man prüfe also das Medium auf seine Redlichkeit
so streng aU möglich; dann aber lasse man den weiteren
Phänomenen freien Lauf. Es weiden dann immer auch
solche eintreten, die von unmittelbarer Ueberzeugungskraft
sind, gleichviel unter welchen Bedingungen sie eintraten.
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