Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 105
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
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Wedel: Mystische Erscheinungen in Sage u. Volksaberglauben. 105

verschluckt.*) Im Mittelalter erwartete man eine gleiche
Wirkung vom Tragen eines Nothhemdes, das in einer
Nacht von einer Anzahl unbefleckter Jungfrauen in Teufelsnamen
hergestellt werden musste. In der Heldensage
erwerben Siegfried und Wolfsdieterich diese Gabe auf andere
Weise durch Baden in Drachenblut. In der „Vatnsdala-
Saga" ist es wiederum das Zaubergewand, welches den
Bösewicht Hrolleifr schützt.1) — In der „Wolsunga-Saga"
macht Gudrun die Kleider ihrer Söhne so fest, dass keine
Waffe durchdringen kann. Die Kämpen werden daher mit
Steinen zu Tode gebracht,2) — In jenen rauhen Zeiten,
wo das Faustrecht die weiteste Geltung hatte, musste
natürlich die Gabe der Unverletzlichkeit eine
hochwillkommene sein; und es ist schon möglich, dass
der Wunsch allein der Vater des Aberglaubens geworden
ist. Aber immerhin könnte es denkbar sein, dass dieser
eine Erinnerung an frühere Zeiten wäre, an Thatsachen,
welche im Alterthum bekannt waren und in neuerer Zeit,
ja noch in unserem Jahrhundert, Bestätigung gefunden
haben. Es wird berichtet, dass die Korybanten sich durch
unsinnige Tänze in einen Zustand der Raserei versetzten,
in welchem sie gegen Verletzungen aller Art nicht nur
unempfindlich, sondern auch unempfänglich waren. Das
nämliche wird von den Berserkern der germanischen Vorzeit
behauptet. Das Wort bedeutet „Barhemder", weil die von
der ßerserkswuth Ergriffenen in ihrer Raserei sich nackt
in den Kampf stürzten, wo sie im Gewühle Freunde und
Feinde ohne Unterschied erschlugen. Meist waren es wilde,
rohe Gesellen,*) mitunter aber haftete die Gabe auch solchen
an, welche im übrigen wackere Männer waren. Von diesen
wurde sie alsdann geradezu als ein Unglück empfunden.
In der „Vatnsdäla-Saga^ misst sich Thorir unter den
Brüdern die geringste Bedeutung zu, weil immer die
„Berserkswuth" über ihn komme, wenn er es am wenigsten
wünsche. Ja, er bittet sogar seinen Bruder um Abhilfe.3)
Wir haben es also mit einer pathologischen Erscheinung
zu thun. Wenn der Anfall kommt, so sind die Betroffenen
gegen äussere Gewalt unempfänglich, und ihre Stärke
erscheint gesteigert. Es galt als Berserksprobe, sich mit

*) Vergl. „Psych. Stud." Juni-Heft 1885 S. 284 ff.; Januar-Heft
1885 S. 42ff., S. 45*ff. — Der Sekr. d. Eed.

!) „Vatnsdäia-Saga." Kap. 19.
2) „Wolsunga-Saga." Kap. 51.

*) Vergl. „Psych. Stud." Juni-Heft 1893 S. 318 sub f). —

Der Sekr. d. Red

») „Vatnsdäla-Saga." Kap. 37.


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