Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 163
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Ein hellsehendes Heilmedium im Kämpfe etc. 163

Er verordnete dem gar nicht kranken Dr. Abwaschen mit
heissem Salzwasser, und ein Mittel, das überhaupt beim
Schlofer als Universalmittel galt, „Sirop du docteur Chable."

— Eine Frau aus Mannheim konsultirte den Schlofer wegen
eines stummen Kindes. Hier behauptete der Schlofer, es
komme „vom Zahnen" her, und verordnete eine Medicin, die
nichts nützte. Kurz, es sind eine Reihe Fälle bekannt
geworden, in denen theils die vom Schlofer verschriebenen
Siropmedikamente, Rindertalg mit Sirop u. s. w. nichts
nützten, theils der Schlofer gesunde Menschen für krank
erklärte, und in vielen Fällen ganz andere Uebel als vorhanden
erklärte, wie sie es in Wirklichkeit waren.

Hier wird sich nun die Frage erörtern lassen, ob denn
gegen diejenigen Personen ein Betrug verübt werden konnte,
die selbst einen angeblichen Betrüger aufsuchten, ihm be-
wusster Weise gern die stereotypen 4 Mark für die Oon-
sultationen zahlten, nur um hinter die Geheimnisse der
Augenlider des Schlofers zu kommen. Aber — und das ist
die bisher noch nicht enträthselte Kehrseite der Medaille

— es liegen auch eine ganze Masse von Fällen vor, die
gegenüber den oben erwähnten „aufgeklärten" Fällen noch
sehr im Dunkeln stecken. Um diese Fälle aufzuklären,
sollte nichts unterlassen und nichts geschont werden. Yor
Allem sollten zu ihrer Erläuterung und Erklärung ein oder
mehrere „Speeialisten" als Gutachter herangezogen werden
und nicht etwa blos die üblichen Gerichtsexperten, die an
sich sehr treffliche Professoren und Medicinalräthe sein und
doch vielleicht gerade für das hier in Frage stehende Gebiet
hypnotischer Erscheinungen weniger persönliche Erfahrung
besitzen mögen, als Speeialisten, die sich etwas eingehender,
theoretisch wie praktisch, mit dieser noch sehr räthselhaften
Wissenschaft beschäftigt haben. Eine ganze Reihe von
Personen, darunter sogar Juristen und höhere Beamte, erzählen
vom Schlofer in glaubhaftester, wahrheitssicherster
Weise die wunderbarsten Geschichten. Mit einer verblüffenden
Richtigkeit, die die betreffende Person geradezu in Erstaunen
setzte, sagte der Schlofer, nachdem er Haare der oft meilen-
und länderweit entfernten kranken Person befühlt hatte,
was ihr fehle, beispielsweise, dass sie da und dort Geschwüre
habe, die aufbrechen würden; ohne dass er ahnen konnte,
um wen es sich handle, errieth er bestimmt, ob der Kranke
in der Ferne ein Mann oder eine Frau sei, so dass wir
Angesichts der vielen Zeugnisse zu Gunsten des Schlofers,
die die gegenteiligen um ein Vielfaches übertreffen, zweifeln
möchten, ob der Schlofer wirklich ein Betrüger ist, d. h. ein
bewusster Betrüger, oder nicht vielmehr ein Mensch, der

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