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Wittig: Ein hellsehendes Heilmedium im Kampfe etc. 167
wurde mir gesagt, oder es stand auf dem ßecept, dass
ich dieses in einer Strassburger Apotheke machen lassen
solle. Beim Weggehen legte ich 4 Mark auf den Tisch, da
mir gesagt worden war, soviel koste es. — ,,Post" Nr, 163.]
Er habe den Eindruck erhalten, dass Täuschung vorliege.
Excellenz v. Bergmann wurde nach seiner Aussage als Zeuge
entlassen.
Zeuge Gastwirth Schutt-Altkirch behauptet, dass die
Medicin seiner Frau für Schlaganfall nicht geholfen habe.
[Zeuge nahm ein Büschel Haare seiner Frau mit und legte
es, nachdem Jost eingeschläfert worden war, letzterem auf
das Bein. Jost sagte, Schult hätte früher kommen sollen,
die Frau sei lahm auf einer Seite. Als Heilmittel verordnete
er Nussblätterthee, tagsüber mit Honig versüsst, und Einreibungen
mit Branntwein, der über geräucherten Speck
gegossen worden sei. Die Frau des Zeugen hat die Mittel
gebraucht, ist aber nicht gesund geworden, sondern nach
zwei Monaten gestorben. Dass der Zeuge betrogen worden
sei, will er nicht sagen, „aber es hat eben nicht geholfen!"
(Heiterkeit im Zuhörerraum, die der Vorsitzende rügt.)
„Post" Nr. 163.]
Zeuge Dr. Dissert [Oantonalarzt zu Altkirch, der die
Frau des Zeugen Schult, die rückenmarksleidend gewesen
sei, behandelt habe, — „Post"], sagt aus, dass eine seiner
Patientinnen in Folge der Behandlung des Jost gestorben
sei. Jene habe ihm erklärt, dass das Recept (Nussbaum-
thee trinken und mit in Schnaps ausgelassenem Speck einreiben
) ihr nicht kalt, noch warm gemacht habe. [Das
macht nicht weh und nicht gut" — Apotheker Kamm aus
Altkirch bestätigt, dass er die Recepte angefertigt habe.]
Dr. phil. Richard Müller ist ein Hauptbelastungszeuge.
Er ist von Berlin hergerufen worden. Derselbe war im
vorigen Jahre [im September] bei Jost. Er war nicht krank
und ist nur aus wissenschaftlichem Interesse hingegangen.
Er beruft sich auf eine grosse schriftliche Darlegung seiner
Beobachtungen bei Jost, die er bei seiner Vernehmung dem
Amtsrichter in Berlin vorgelegt habe. Er sei in der Frühe
angekommen, habe Herrn Jost getroffen. Er bekam Nr. 31,
wurde aber schnell vorgelassen. Ein junger Bauer habe ihm
ein Couvert mit Haaren gezeigt, wobei derselbe sagte, dass
Jost die Besitzerin dieser Haare geheilt habe. — Er glaube
nicht, dass Jost geschlafen habe. — Auch ihn habe Jost
gefragt: — „Warum haben Sie die Sache so lange anstehen
lassen?" — Jost habe ihm Erkältung zugeschrieben und ihn
gewarnt vor kalten Füssen, sonst würde er schwindsüchtig
oder brustleidend werden. [Als Mittel verordnete Jost Syrap,
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