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170 Psychische Studien. XXI. Jahrg. 4. Heft. (AprU 1894.)
Hierauf wird die Sitzung von —3 Uhr unterbrochen.
Dr. v. Langsdorff [zu Freiburg i. B., der in dem Revolutionsjahre
aus Deutschland geflohen, seinen medicinischen
Doctortitel in Amerika erlangt hat, und nach seiner Rückkehr
ins Vaterland hier als Zahnarzt approbirt worden ist, —
,,Post" Nr. 163.] — Zahnarzt, hat den Jost beobachtet.
Bereits in Amerika und Livland hat er mit Somnambulen
gearbeitet. Er habe vor Allem [Sommer 1893] beobachtet,
dass Jost dabei blass wird, was ein Schauspieler nicht nachmachen
kann. [Die Frau des Zeugen litt an Blutungen,
welche die Aerzte für Krebs hielten. Jost aber erklärte
das Leiden als Geschwulst und hat die Kranke geheilt.
Dr. v. Langsdorff erklärt, hierdurch und durch ähnliche
Fälle, die er an anderen beobachtet habe, von seiner früheren
skeptischen Haltung, die er anfangs gegenüber dem Somnambulismus
eingenommen habe, bekehrt worden zu sein.
— „Post" Nr. 163.] — Freiherr Schott v. Schottenstein lässt
fragen, ob er in Amerika analoge Fälle gesehen, wo durch
Haarberührung die Krankheit erkannt wurde. — Der Zeuge
bejaht es. Er spricht begeistert für Hypnose und Jost. Er
sei früher der Frage sehr skeptisch gegenüber gestanden.
Dr. Damm aus Konstanz, Notar, erklärt, dass er für
seine 75jährige Schwiegermutter, die wegen eines sogenannten v
unheilbaren [12jährigen] Bronchialkatarrhs viele Aerzte
befragt, endlich zu Jost gegangen sei. Jost habe ihn sehr
in Erstaunen gesetzt durch eine genaue Darstellung der
Krankheitsgeschichte seiner Schwiegermutter. Es seien Jost
die Haare in die Hand gegeben worden, und Jost habe so
genaue Angaben gemacht über die alte Dame, als ob er
das Bild derselben vor sich habe, Jost habe Wassersucht
und Nierenleiden, z. B. durch Trübung des Urins, diagnosticirt,
und das habe sich erwiesen durch weitere Untersuchung
anderer Aerzte. — Die Wassersucht ist durch das Mittel
des Schlofers (eine Salbe) vergangen. Er glaube nicht, dass
er beschwindelt worden sei. Er sei früher Skeptiker gewesen
, was er an Ort und Stelle gesehen, habe ihn vollständig
üoerzeugt.
Sachverständiger Prof. Naunyn erklärt, dass die Urintrübung
kein Diagnosenmittel für Nierenleiden sei.
Dr. Schilling, Rechtsanwalt aus Freiburg i. Br., war
mit seiner Familie vor zwei Jahren bei Jost, und zwar aus
wissenschaftlichen Gründen. [Er hat dem Jost zwar seine
Ankunft angemeldet, jedoch die Consultationsursache nicht
mitgetheilt und hält es für ganz unmöglich, dass jemand
dem Jost etwas über die Krankheit seiner Frau zugesteckt
habe. — „Post" Nr. 163.] Jost habe bei seiner Frau sofort
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