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Wittig: Ein hellsehendes Ileilmedium im Kampfe etc. 213
P, S. Nachträglich ist uns noch die „Strassburger
Bürger-Zeitung" Nr. 70, Erstes Blatt, vom 24, März er. von
befreundeter Hand mit folgender Notiz zugegangen: —
„Zabern, 21. März. — Der 'Schlofer' Jost hat, wie
der Zaberner Anzeiger meldet, am 21. d. die gegen ihn
verhängte Strafe von 1 Jahr (wegen Sittlichkeitsvergehen)
angetreten. Bezüglich der ,Schloferei' ist Revision eingetreten
. Somit ist Jost nun aus der Einzelhaft entlassen,
welche ihn, nach seiner eigenen Aussage, schliesslich zum
Wahnsinn zu bringen drohte." —
6 a. Der Hypnotismus im Scliloferprocess.
Im Auftrage von Professor Bernheim von Dr. L. Weill?)
Nancy, 14. März.
Die fabelhaften Gerüchte, welche seit dem Process Jost
und Genossen über die Vertreter der Schule von Nancy
umlaufen, veranlassen mich, im Namen des Prof. Bernheim
auf das lebhafteste gegen die verkehrten Anschauungen zu
protestiren, welche sich im Publicum breit gemacht haben.
Die Verwirrung kommt hier nicht von medicinischer, sondern
von juristischer Seite.
Um der Geschichte ein Ende zu machen, hat mich
Professor Bernheim beauftragt, den ganzen Vorgang öffentlich
zur Kenntniss zu bringen.
Am . . . Februar stellte sich bei ihm die Nichte des
Angeklagten Jost vor, begleitet von einem Parlamentär aus
Strassburg, um ihn zu bewegen, in der Angelegenheit des
Angeklagten Jost einzuschreiten.
Professor Bernheim gab aber diesem Verlangen nicht
nach, nicht etwa, weil er es verschmähte, einem deutschen
Gericht seinen wissenschaftlichen Beistand zu leisten, —
Herr Bernheim kennt in der Justizverwaltung keine
Nationalitätsfrage; für ihn wie für jeden vernünftigen
Menschen giebt es darin nur eine Frage, das ist die Gerechtigkeit
—, sondern weil er von vornherein die ganze
Angelegenheit (nämlich die Thatsache an und für sich) als
Schwindel betrachtete. So hat er sich auch diesen Vermittlern
gegenüber ausgedrückt.
Acht Tage darauf erhielt Prof. Bernheim einen Brief
des Herrn Rechtsanwalts v. Schottenstein, in welchem noch
,Der Schlofer-Prozess. Verhandelt am 2., 8. u. 13. März 1894"
— (Strassburg, Druck u. Veilag der „Strassb. Neuest. Nacbr.", A.-G.,
vorm. H, L Kayser, 1894) kl. 8° 52 S. — erschienen. - D. S. d. R.
*) Entnommen der Morgen - Ausgabe der „Strassburger Post"
Kr. 202 v. 17. Mftra 1894 — Der Sekr. d. Red.
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