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Kurze Notizen
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Krankheit am 9, September 1841 zum Altare. Am 14. April
1849 ward er zum Gouverneur von Ungarn ernannt und das
Tischtuch zwischen ihm und der österreichischen Dynastie
zerschnitten, wozu Th. ihm als eifrige ungarische Patriotin
gerathen haben soll. Gegen Arthur Görgey, dem ihr Gemahl
voll vertraute, hatte sie eine instinctive Abneigung. In den
ungarischen Freiheitskämpfen machte sie sich bei den
Honveds beliebt, wagte sich in den Kugelregen, Hess den
Soldaten und Kranken in den Lazarethen die liebevollste
Pflege angedeihen. Ihre Lieblingsidee war, mit ihrem
Gatten in der Ofener Königsburg, die der Sohn eines
Gouverneurs von Ungarn, Matthias Continus, dereinst erbaut
hatte, zu residiren, was aber Kossutfx entschieden zu thun
sich weigerte, weshalb er sie nicht weniger liebte. Nach der
blutigen Katastrophe von Vilägos im October 1849 musste
sie allein, getrennt von ihrem Gatten, der sich nach Widdin
auf türkisches Gebiet rettete, sich in Arad zu verbergen
und von dort zu flüchten suchen, während ihre drei Kinder
in Gefangenschaft geriethen. Mit dem Passe der Mutter
eines Honvöd-Officiers Wagner entkam sie durch Slavonien
nach Belgrad, und von hier aus mit Hilfe des ritterlichen
serbischen Staatsmannes Garaschanin zu ihrem Gemahl nach
Schumla, der dann von den Türken in Ketahia in Kleinasien
internirt wurde, wohin man ihnen später erst auf
Befürwortung der Königin Viktoria von England ihre Kinder
zusandte, Ludwig und Franz und eine Tochter, die mit
19 Jahren, am 22. April 1862 starb. Sie selbst als Mutter
und Gattin erlebte als Reisebegleiterin ihres vielgefeierten
Gatten 1851 in England und Amerika noch viele Ehrenbezeugungen
. Er erschien in einem vom Sultan erhaltenen
seidenen Kaftan, sie ging in ungarischer Nationaltracht.
Sie wurden beide mit Blumen, Lorbeerkränzen und Aufmerksamkeiten
der Verehrung überschüttet. So hätte sich
denn der Traum Kossuth's in gewisser Weise erfüllt, da er
Gattin und Kinder beinahe dem Vaterlande hatte zum
Opfer bringen müssen, weil sie getrennt von ihm in höchster
Lebensgefahr schwebten. Die schrecklichen Aufregungen
der 24 Jahre, die sie an der Seite ihres Gatten verbracht
hatte, erschütterten zuletzt ihre Gesundheit, und sie starb
am 1. September 1865 nach langen und qualvollen, mit
Engelsgeduld ertragenen Leiden, in der Verbannung zu
Turin und wurde auf dem herrlichen Friedhofe zu Genua
von ihrem Gatten und ihren zwei Söhnen unter einem
Steinsarkophage von 1% Meter Höhe gebettet, auf dem ein
knieender Engel ein Kreuz hält, auf demselben Friedhofe,
dessen ich unter meinem Artikel: — „Parallelfälle" u. w.
P«yohiriohe Stadion« April 1804, 15
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