Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
21. Jahrgang.1894
Seite: 238
(PDF, 169 MB)
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238 Psychische Studien. XXL Jahrg. 5. Heft. (Mai 1894.)

das Leidende. Nach Maurer ist der nämliche Glaube noch
heutzutage in Island sehr verbreitet; besonders soll das
Handauflegen förderlich bei schweren Geburten sein.1)
Starke Blutung bei Geburt wird in der Pfalz dadurch
gestillt.2) — Most berichtet, dass in Mecklenburg auf gleiche
Weise Zahnweh vertrieben wird.3) — Walter Scott erzählt
von einer einfachen, etwas beschränkten Frauensperson,
Anne Jefferies, welche sich durch Heilungen aller möglichen
Art mittelst Handauflegen einen Namen erwarb. Sie
behauptete, diese Gabe von den Feen erlalten haben.4)
— Man sieht, wie sich überall die Thatsache in das locale
Gewand der Sage hüllt. Unter den heutigen gläubigen
Spiritisten würde dieselbe wohl von den „lieben Schutzgeistern
" verliehen worden sein. Hiervon mag wohl auch
der Glaube an die wunderbare, wie eine Hand gestaltete
„Johanniswurzel44 ausgegangen sein, welche nur in der
Johannisnacht wächst oder gegraben werden kann; mit ihr
bestreicht man Leidende wie mit einer Menschenhand.6)

Wie aber alle diese Erscheinungen im Volksleben
selten ganz rein auftreten, sondern ineinander überfliessen,
so ist es auch mit den Heilungen. Sympathie und Handauflegen
werden häufig mit einander verbunden, indem bald
das eine, bald das andere zur Hauptsache wird.

So stellen sich viele sogenannte abergläubische
Anschauungen und Gebräuche ohne weiteres als
Thatsachen dar, andere besitzen wenigstens einen wahren
Kern. Freilich, wer dies Gebiet näher kennt, wird zugeben,
dass nur eine verschwindend kleine Menge der Räthsel auf
diese Weise gelöst wird und noch unendlich mehr übrig
bleiben, bei welchen keinerlei mystische Grundlagen und
Ausgangspunkte nachgewiesen werden können; allegorische
und symbolische Handlungen und Deutungen vielmehr
bilden den grössten Theil. Aehnlich ist es auf dem Gebiete
der Sage. Doch ist hier der unauflösliche Rest ein viel
geringerer, aber freilich sind die mystischen Erscheinungen
nur selten unverfälscht dargestellt. Es war jedoch auch gar
nicht die Absicht, nun um jeden Preis alles Wunderbare
natürlich erklären zu wollen; es sollte vielmehr nur gezeigt
werden, dass den Erzählern diese Dinge bekannt waren";
denn eine selbstständig schaffende Phantasie kann wohl hier

*) Maurer: — „Isländische Volkssagen der Gegenwart." S. 7.
2) Wuttkei — „Volksaberglauben der Gegenwart." S. 7.
*) Most: — „Sympathie." S. 119

4) Scott i —„Balladen aus dem Grenzlande." Der junge Tamlane.
Einleitung.

6) Wuttke. S. 95.


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