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240 Psychische Studien, XXI. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1894.)
und die drohende ungarische Insurrection, Alles dies schien
blos dem Militärstande Chancen des Fortkommens zu bieten,
und so bedurfte es keiner besonderen Ueberredungsgabe,
mich, als ich zu den Osterfeiertagen 1849 auf Ferien zu
Hause war, zum freiwilligen Eintritt in das k. k. Heer und
zwar in das damals eben in Marburg garnisonirende
Infanterie-Regiment Nr. — zu bewegen, in welchem ich auch
wirklich schon nach einem halben Jahre zum Officier
avancirte. Es war mir jedoch nicht vergönnt, an den
Ruhmesthaten unserer Armee theilzunehmeri, obgleich ich
sofort nach meiner Beförderung nach Ungarn kommandirt
wurde, um mit meinem Bataillon an der Belagerung der
Festung Komorn theilzunehmen; — allein schon nach wenigen
Tagen des Lagerlebens fand in Folge der Kapitulation von
Villagos auch die Uebergabe von Komorn statt, was auch
der magyarischen Insurrection ein Ende machte. Italien
wurde bereits im Frühjahr pacificirt, und so folgten nun
einige faule Friedensjahre, die mir Musze genug boten, nicht
nur meine bisher gepflegten linguistischen und historischen
Studien wieder aufzunehmen, sondern auch mich mit
Philosophie, zumal Psychologie und dahin einschlägigen
Disciplinen, mit dem Studium des Lebensmagnetismus
und Somnambulismus u. s. w. zu beschäftigen. Ennemoser,
Barth und Haddok, Reichenbach's „Odische Briefe" und
„Dynamiden" und, last not least, Kerner's „Seherin von
Prevorst" nahmen mein volles Interesse und meine ganze
Musze in Anspruch. Da kam endlich auch das Tisch -
rücken und Klopfen nach Europa und Oesterreich; alle
Welt befasste sich damit, auch wir Militärs nicht ausgenommen
, welche diesen Dingen überhaupt ziemlich vorurteilsfrei
gegenüberstanden!
Mein Bataillon lag damals in Teltsch, einem mährischen
Landstädtchen in Garnison, und ich erinnere mich noch
recht lebhaft an das rege Interesse, welches die fast stets
derlei Artikel bringenden Tagesblätter allenthalben hervorriefen
, und den vielfachen ürtssagen von der „weissen
Frau", welche im düsteren Schlosse zu Teltsch nicht
minder, wie in der bereits verfallenen Burg zu Neuhaus in
Böhmen „umgehen" soll, — zu neuem Leben verhalfen. —
(Beide Erscheinungen sollen übrigens identisch sein, sich
nämlich auf Berchta v. Rosenberg, vermählte Gräfin v. Lichten*
stein zurückführen lassen, die erwiesenermaassen um die Mitte
des J5. Jahrhunderts in nicht sehr glücklicher Ehe dort lebte.
Beide Herrschaften, Teltsch sowie Neuhaus, waren damals
[wie Teltsch noch heute] Lichtenstein'sehe Besitzungen, was
den Sagen [siehe Juli 1893, Seite 338] ihr geschichtliches
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