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Proy: Mediumistisches aus meinem Leben.
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Relief giebt.) Vom Bundesmanöver zu Olmütz im Herbst
1853 kamen wir nach Brünn in Garnison, allwo wir das
Interesse für die mysteriösen Dinge noch eben so wach
fanden, wie im Frühjahr zu Teltsch, und im Gasthofe
zum „Fasan", wo ein Theil der Officiere des Regiments,
darunter auch meine Wenigkeit, unsere Abende zubrachten,
wurde wieder eine Zeit lang über Tischrücken, sowie dahin
Einschlägiges aus alter wie neuer und neuester Zeit, per
longum et latum gesprochen, natürlich auch die bezügliche
Tageslitteratur entsprechend berücksichtigt, die ja das
theoretische Verständniss dieser Dinge zu vermitteln suchte.
Da verbreitete sich — Frühjahr 1854 — plötzlich das
Gerücht, bei einem Beamten der Staatsbahn erhalte man
Mittheilungen aus dem „Jenseits", und zwar vermittelst
eines Schreibtischchens, welches, von einer jungen
Verwandten jenes Bahnbeamten gemeinschaftlich mit dem
betreffenden Fragesteller durch Händeauflegen in Bewegung
gesetzt, die überraschendsten schriftlichen Auskünfte
ertheile. — Ganz Brünn pilgerte nun förmlich zum
Staatsbahnhof, bezw. in die Wohnung des Herrn Fr—,
welcher dieselbe mit der anerkennenswerthesten Liberalität
der Neugierde des Publikums offen hielt, und es verlautete
allgemein, dass selbst eine damals in Brünn residirende
hohe Dame sich für diese spiritistischen Experimente
interessirt und beim Schreibmedium wiederholt vorgesprochen
haben soll*)
Natürlich wollte auch ich eine solche Gelegenheit zur
Erweiterung meines mystischen Horizontes mir nicht entgehen
lassen und verfügte mich eines freien Nachmittags
mit meinem Freunde und Landsmann Lieutenant Frz. M—
in die Wohnung Fr—'s.
In das zu diesen Versuchen bestimmte Gemach vorgelassen
, fanden wir daselbst ausser dem Hausherrn und
dem Medium, (einem blühenden Mädchen von zwölf bis
fünfzehn Jahren mit lebhaften Augen), noch eine kleine
Gesellschaft vor, nach deren Absolvirung sofort wir an die
Reihe kamen. — Herr Fr—, ein höchst freundlicher, jovialer
Herr, lud zuerst mich ein, das Schicksal mittelst des
Schreibtischchens zu befragen. — Die langjährigen Beziehungen
zu meiner nachmaligen Gattin, deren Ehelichung
damals zu meinen „brennendsten" Wünschen gehörte, Hessen
*) Wir gestatten uns hierbei, wegen ähnlicher Vorgänge auch auf
die von uns gebrachten Artikel: — „Selbsterlebtes im Gebiete des
Spiritismus. Aus dem Nachlasse von Alexander Schupp" — in „Psych.
Stud." Jahrg. 1890 S. 297, 364, 408 und 450 ff. zurückzuverweisen. —
Der Sekr. d. Red.
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