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Proy: Mediumistisches aus meinem Leben. 245
aus dem Bette sprang, Licht machte und in den Hausflur,
bezw. die „Presse" trat, — doch absolut nichts Verdächtiges
bemerkte, namentlich aber auch das Hausthor
fest verschlossen und den Thorschlüssel abgezogen fand! —
Ins Bett zurückgekehrt, konnte ich nun lange vor
allerlei Gedanken nicht einschlafen, bis endlich gegen
Morgen erst Morpheus seine Rechte geltend machte und
mich fest in seine Arme schloss. Meine erste Frage beim
Frühstück war nun, was es denn gestern Nachts für einen
Heidenspektakel im Hause gegeben hätte, wobei ich meine
Vermuthung wegen der allzugeschäftigen Winzerleute laut
werden liess. — Meine Schwester erwiederte nur kurz, sie
hätte durchaus nichts gehört, ich müsste daher geträumt
haben, denn sie habe niemand Fremden im Hause gehabt,
sondern das Nachtessen gemeinschaftlich mit ihren Stieftöchtern
selbst bereitet, insbesondere aber das Hausthor
bereits um 8 Uhr selbst abgesperrt und den Thorschlüssel
immer bei sich in der Tasche gehabt. — Meine Betheuerungen,
ich wäre vollkommen wach gewesen und hätte das
ungezählte Auf- und Zusperren und -Schlagen der Hausthür,
die ja in unmittelbarer Nähe meines Zimmers ist, mit der
denkbar möglichsten Deutlichkeit vernommen, halfen nicht
viel; man wollte auf meine Behauptungen und Fragen
offenbar nicht weiter eingehen und lenkte das Gespräch
bald auf ein anderes Thema. —
Später machte ich mit beiden Stiefnichten einen
Spaziergang zur „Quelle" in dem nahen Buchenwäldchen,
wo wir in vergangenen Tagen manch heitere Stunde
verplaudert, oder bei interessanter Leetüre verbracht
hatten, und da gestanden mir meine beiden Begleiterinnen
auf mein wiederholtes Befragen, resp. meine Verwunderung
über die Vorgänge der verflossenen Nacht, dass an dem
räthselhaften Auf- und Zusperren des Hausthores wohl
etwas dran sein könne, wie ja überhaupt das Haus nicht
ganz geheuer sei. — Schon unter dem Vorbesitzer der
Realität hätten die Winzerleute, wenn sie zur Lesezeit mit
Vorbereitungsarbeiten für dieselbe im Hause beschäftigt^*
waren, allerlei Störungen und Beunruhigungen erfahren,
welche einstmals so arg wurden, dass die Leute die Arbeit
im Stiche Hessen und das unheimliche Haus eiligst
räumten. Herr K—, der Besitzvorgänger meines Schwagers,
habe nämlich die Realität gegen Zahlung einer Leibrente
von einem alten Geistlichen gekauft, dieser aber noch so
lange gelebt, dass der Weingarten auf eine für damalige
Zeit unverhältnissmässig hohe Summe zu stehen kam, was
eben dem geistlicheu Herrn jetzt keine Ruhe Hesse. — Ihnen
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