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286 Psychische Studien. XXI. Jahrg. 6. Heft, (Juni 1894.)
waren und sogar bei einer gewissen Beleuchtung erschienen.
Nach dem Princip der Theorie muss dieses Phänomen der
theilweisen Materialisation logischer Weise auch, einer
theilweisen Dematerialisatipn des Mediums entsprechen
, — d. h. irgend eines speziellen Organes desselben,
oder einer unseren Sinnen mehr oder minder unwahrnehm-
haren, allgemeinen Domatcriaiisation. A m Medium, welches
sich bei diesen Fällen immer ganz allein im Kabinet
befand, hat man keine directen Beobachtungen über die
während der Erzeugung dieser Phänomene seinen Körper
begleitenden Veränderungen machen können. Aber zuletzt,
im Falle der Seance der Mrs. d'E., welche soeben ausführlich
behandelt werden soll, haben wir die volle Bestätigung
dieser logischen Schlussfolgerung erhalten: — während Mrs.
d'E. vor dem Vorhange bei einem kleinen Lichte sass und
sich halba Materialisationen hinter dem Vorhange
erzeugten, z. B. Erscheinungen von Händen und Büsten, —
ist eine halbe Dematerialisation ihres Körpers mit ihren
Füssen und Beinen durch das Gesicht, und Gefühl mehrerer
Personen konstatirt worden.
3) Auf der dritten Stufe haben wir die vollständige
Materialisation, d. b. die einer ganzen menschlichen
sieht- und greifbaren Gestalt, die sich für das Auge in
Nichts von einem lebenden menschlichen Körper unterscheidet
; dieses Phänomen ist die höchste Entwickelüng,
das non plus ultra der Materialisation, wobei das
Medium sich im Dunkelkabinet isolirt und gewöhnlich im
Trance befindet. Ein langes Studium dieses Phänomens
zwang, anzuerkennen, dass, als man die vollständige
/ Materialisation einer menschlichen Gestalt erhielt, sie
I unzweifelhaft die Züge des Mediums an sich trug; daraus
i entsprangen viele Verdachtsgründe, Entlarvungen u. s. w.
Alle Versuche, das Medium und die ganze Gestalt zu
gleicher Zeit zu sehen, scheiterten — mit seltenen Ausnahmen
, (bei denen der betreffende Zustand der beiden
Körper — des Mediums und der Gestalt — leider nicht
untersucht worden ist). Als man endlich vermittelst aus-
nahmsweiser Garantien (z. B. wenn man die Haare des
Mediums ausserhalb des Kabinets festhielt, oder wenn man
das Medium in einen galvanischen Strom einschaltete,) sich
auf absolute Weise vergewisserte, dass das Medium weder
bewusst noch unbewusst die Rolle des Mediums in Person
spielen konnte, und dass die Aehnlichkeit der Gestalt mit
dem Medium trotzdem eine vollständige, oder doch beinahe
vollständige war, (wie in dem Falle John King% der seinem
Medium. Williams glich, oder der Katiß King, welche Jhrem
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