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288 Psychische Studien. XXL Jahrg. 6. Heft. (Juni 1894.)
des Mediums bis zu dem Punkte, wo es seinerseits un-
\ sichtbar werden kann.
Das einmal als allgemeines Princip angenommen, (was
jedoch keineswegs alle Arten von Nüaneen und Möglichkeiten
ausschliesst je nach den speziellen Fähigkeiten der
verschiedenen Medien und überhaupt nach der Zusammensetzung
des Cirkels, und auch, weil wir die Grenzen bei
der Entwickelung dieses Phänomens nicht wissen können,)
würde uns bi3 zu einem gewissen Grade eine Anzahl von
geheimnissvollen Vorgängen bei den Materialisationen erklären
, die zweifelhaft und verdächtig scheinen; jedoch ich
werde später in einem besonderen Kapitel darauf zurückkommen
. Die wichtige Frage aber ist: — Haben wir bestimmte
Thatsachen, welche die Punkte 2) und 3) des allgemeinen
Schemas, das ich so eben aufgestellt habe, rechtfertigen
?
Wir sind jetzt im Stande, hierauf bejahend zu antworten.
Ich werde mit einer Thatsache meiner eigenen Erfahrung
beginnen, über die ich seit langer Zeit nachsinne, und die
in meinen Augen zur Unterstützung dieser Theorie sich
als eine so starke Vermuthung darstellt, dass sie beinahe
einem positiven Beweise gleichkommt. Sie bezieht sich auf
meine Bekanntschaft mit der klassischen Materialisation der
Katie KingJS die ich bereits in meinem Werke: —
„Animismus und Spiritismus" — I. Bd. (1. Aufl.
S. 263-265, 2. Aufl. S. 264—266) beschrieben habe und
hier von neuem in ein wenig abgekürzter Form wiedergebe: —
„Es war im Jahre 1873. Mr. Crookes hatte schon seine
Artikel über die psychische Kraft veröffentlicht, aber er
glaubte noch nicht an die 'Materialisationen', indem er
erklärte, dass er nur dann glauben würde, wenn er zu
/ gleicher Zeit das Medium und die materialisirte Gestalt
/ sehen könnte. Da ich mich damals zu London befand, so
wünschte ich ganz natürlich, dieses — damals einzige —
Phänomen mit meinen eigenen Augen zu sehen. Nachdem
ich die Bekanntschaft der Familie des Mr. Cook gemacht
hatte, wurde ich höflichst zu der Seance eingeladen, welche
am 22. October stattfinden sollte. Die Seance fand statt
in einem kleinen als Speisesaal dienenden Zimmer; das
Medium Miss Florence Cook nahm Platz auf einem Stuhle
in einer Vertiefung, die vom Kamine und einer Ecke des
Zimmers gebildet wurde, hinter einem auf Ringen sich
verschiebenden Vorhang. Mr. Luxmoore, welcher die Seance
leitete, verlangte, dass ich die Stelle und die Art, wie er
das Medium so eben gebunden habe, sorgfältig prüfen
möchte, denn er erachtete dieses Maass von Vorsicht stets
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