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Proy: Mediumistisches aus meinem Leben. 303
nicht mit den späteren Spukereien, die ich in diesem Hause
noch erlebte, gemeinschaftlich erklären will, — In
unserem Schlafzimmer hörten wir in der Nähe des Ofens,
fast täglich, sobald das Licht ausgelöscht ward, ein eigen-
thümlich knisterndes Geräusch, dem Streuen von
feinem Sande ähnlich, ohne jedoch vorläufig weiter
behelligt zu werden.
Meine zweite Frau war aber von recht schwächlicher
Gesundheit, die dem rauhen Gebirgsklima Kärntens nicht
gewachsen war, und fing, sowie der Winter herankam, zu
kränkeln an, so dass eine kleine Verkühlung, die sie sich
bei einem Besuche zuzog, hinreichte, sie dem Tode nahe zu
bringen, dem sie auch nur wie durch ein Wunder entging.
Den Sommer über erholte sie sich zwar wieder, aber im
Winter 1868—1869 kehrte ihr Lungenleiden in verstärktem
Maasse wieder, und das Frühjahr 1869 raffte sie wirklich
dahin. —
Im letzten Stadium ihrer Krankheit nun erlebten wir
eines Nachts etwas höchst Sonderbares: — Nach dem Auslöschen
des Lichtes begann wie gewöhnlich jenes
knisternde Geräusch beim Ofen; nach einer Weile
wurde das Thürchen des Nachtkästchens beim Bette
der Frau einige Male geöffnet und wieder zugemacht,
(was ich aus dem eigentümlichen bekannten Knarren
entnehmen konnte, welches damit stets verbunden war,) ohne
dass hierdurch meine Frau aus ihrem Schlafe erwachte. Da
plötzlich that es in der unmittelbaren Nähe ihres Bettes
einen heftigen Schlag auf den Zimmerboden,
wie mit einer starken Reitgerte, worauf meine
Frau äusserst erschrocken aus dem Schlafe auffuhr und sich
mit der Frage, was es gebe, und ob auch ich den Schlag
gehört habe, zu mir flüchtete.
Ich war davon selbst ganz verblüfft, und während wir
nun unsere Meinung über die mögliche Ursache und
Bedeutung dieser Ruhestörungen austauschten, wiederholte
sich auch das Auf- und Zumachen des Nachtkästchens der
Frau, bis sich schliesslich ein intensiver Weihrauch-
geruch bemerkbar machte, so dass wir fast unisono
einander fragten: — „Riechst Du nicht Weihrauch?" —
Und mit dieser Production hatte der Spuk für dies
Mal und auch fernerhin ein Ende. — Ich mass hierbei
bemerken, dass das Gebäude, in dem wir wohnten, noch im
verflossenen Jahrhundert ein Nonnenkloster war, worauf
wohl der Weihrauchgeruch hinzudeuten schien, sowie dass
in der gleichen Nacht auch von anderen Hausgenossen
verschiedene Geräusche vernommen wurden, namentlich
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