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Proy: Mediumistiscbes aus meinem Leben. 307
Als ich nun die versperrte Zimmerthür öffnen wollte, hörten
wir Alle im davor befindlichen Verbindungsgange einen
Schall, wie wenn ein aufrechtes Brett flach zu
Boden geworfen würde.*) — Ich dachte sofort, es
wäre ein dort verwahrter Brettladen, auf welchem ich die
Maschinerie einer beweglichen Schieszscheibe für mein
Söhnchen angebracht hatte, aus irgend einer Ursache
umgefallen; beim Betreten des schmalen Ganges jedoch
befand sich jenes Brett sammt der damit verbundenen
Schieszscheibe in einer Ecke desselben aufrecht stehend
wie zuvor. Kein anderes Brett aber, noch irgend ein
anderer Gegenstand, der jenes Geräusch verursacht haben
könnte, befand sieb weiter in diesem Corridor, und so ist
mir jener Spukvorgang noch heute ein Räthsel. — Ich
bezog bald darauf eine andere Wohnung, und so war dieses
das letzte ungewöhnliche Erlebniss in Werfen.
Dieser pittoreske Salzburgische Marktflecken hat
übrigens auch seinen „nächtlichen Leuchter"! — Viele
Werksbeamte und Arbeiter der von Werfen eine halbe
Stunde entfernten Eisengewerkschaft Sulzau sahen, wenn sie
spät Nachts in den Markt oder aus demselben zu gehen
hatten, zu wiederholten Malen im Dunkel der Nacht
plötzlich wenige Schritte vor ihnen ein Licht auftauchen,
welches immer wie eine Laterne eine Zeit lang vor ihnen
herschwebte, um endlich in der Mulde zwischen der Strasse
und dem Schlosse Hohenwerfen, wo einstmals der Pestfriedhof
sich befand, zu verschwinden» — Auch mein
verewigter Freund, Hütten Verwalter T—, welcher 1875 bis
1876 die Gewerkschaft Sulzau leitete und sich über dieses
Gerede stets lustig machte, da ihm dieses Licht, obwohl er
wöchentlich zwei bis drei Mal immer spät Nachts den Weg
von Werfen nach Sulzau machte, noch niemals erschienen
sei, — erblickte dasselbe doch ebenfalls einmal, als er, wie
gewöhnlich gegen Mitternacht, nach Sulzau zurückging, und
zwar an einer ganz ungewöhnlichen, schwer zugänglichen
Stelle, hoch oben am Rande einer steil abgeböschten
Schottergrube, und zwar fast eine Viertelstunde lang, bis
es, wie immer, plötzlich verschwand. — Er erzählte uns des
anderen Tages dieses sein nächtliches Abenteuer ganz
ernsthaft und meinte, er könne sich die Sache nicht wohl
*) Es ist das auch in Schlesien unter den älteren Gebirgsbewohnern
noch bekannte sogenannte „fallende Leichenbrett", über
das ich in meinem Vorworte zum „Arzte" von A. J. Davis (Leipzig,
0. Mutze, 1873) S. LXI ff. aus selbsteigener Erfahrung kurz vor dem im
J. 1846 erfolgenden Tode meines 6 jährigen Bruders Albert Wittig bereits
berichtet habe. Vgl. „Psych. Stud." Aug. 1892 SS. 366. - D.Sekr. d.R
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