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Kurze Notizen
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Gericht so wenig Glauben, wie die Aussagen der Geheilten
im Schlofer-Process. Ist das nicht ein nach gründlicher
Beseitigung schreiender Uebelstand in unserer sonst
geordneten Rechtspflege und fast eben so schlimm, wenn
nicht raffinirter und geistig folternder, als zu den Zeiten
der mit groben Foltern und brennenden Scheiterhaufen
richtenden Hexenprocesse?
c) Herr Dr. Richard Wedel in Karlsruhe schreibt uns
im Anschluss an Psych. Stud." Juni-Heft 1893 S. 315 und
Juli-Heft 1893 S. 357 über Prophezeihungen und Weissagungen
unterem 8. Mai er.: — „Vor etwa zwanzig Jahren wurde
dem damaligen Besitzer von Bepten, einem Gute bei
Vetschau an der Berlin-Görlitzer Bahn, prophezeit,
dass in seinem Anwesen in der Er de ein Schatz vergraben
läge. Die damalige Gutsherrin — meines Wissens eine
Frau v. Langen — hat meiner Tante, Fräulein v. Witzleben
auf Brahmow, öfter davon erzählt. Es sollen sogar Nachgrabungen
in den Kellern stattgefunden haben, da in
früheren Kriegszeiten die Gegend oftmals schwer heimgesucht
worden war. Indessen ging das Gut in den Besitz des
Herrn General v. Leszinky über. Im vorigen Sommer nun
wurde daselbst ein Kohlenlager gefunden, dessen Werth ein
viel höherer ist, als ein etwa aus der Schwedenzeit her
vergrabener Schatz vermuthlich betragen hätte. Die alte
Frau, von welcher die Prophezeihung ausging, soll noch
heute in dem Dorfe Kolkwitz leben.*4 — „Bei uns haben
sich in unserem Cirkel noch immer keine neuen Phänomene
eingestellt, nur werden die Klopflaute manchmal so
stark, dass man sie durch geschlossene Thüren hört. Ich
hoffe, Ihnen mit der Zeit einen Bericht über die Entwicklung
unseres Cirkels geben zu können." —
d) Teiifelentsagung, — Aus Göttingen wird vom 1. März
1894 berichtet: — „An den Kaiser ist eine mit zahlreichen
Unterschriften hiesiger Professoren und Bürger versehene
Immediateingabe abgeschickt worden, worin er gebeten wird,
der von der 5. ordentlichen Hannoverschen Landessynode
berathenen und gutgeheissenen 'Neuordnung der Taufe und
der Oonfirmation' die allerhöchste Genehmigung nicht zu
ertheilen. 'Denn dieselben drohen', wie die Petition nach
der „Weser-Zeitung" ausspricht, 'protestantische Fieiheit
und Wahrhaftigkeit in Glaubenssachen zu vernichten, indem
sie mittels Kirchengesetzes einen Bekenntnisszwang für alle
Gemeindeglieder errichtet wissen wollen: — bei der Taufe
soll eine Glaubensformel der Vorzeit (mit Teufelentsagung)
in einer Weise Verwendung finden, die nur dann gerechtfertigt
sein würde, wenn sie die in Leben und Wissenschaft
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