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Wolf: Alte Geistergeschichten von Richard Baxter. 331
standen, wie es etwa in unserem „Zeitalter der Naturwissensehaften
" der gelehrte Leser der „Gartenlaube" thun würde,
der mit Professor Czermak („Ueber Hypnotismus" u. s. w.
„Gartenlaube" 1873, S. 178) sagt: —
„Für die strenge Wissenschaft existiren jene Dinge
einfach — gar nicht! Die Wissenschaft anerkennt weder,
noch verneint sie in solchen Fällen — sie ignorirt" u. s. w. —
Wie schade doch, dass von „Ignoriren" — „Ignoranz"
abgeleitet ist, und Schopenhauer diesen Herren vom Tiegel
schon einmal zugerufen hat: — „Endlich auch haben wir
keinen Grund, den Skepticismus der Ignoranz zu bekämpfen...
Wer heutzutage die Thatsachen des animalischen Magnetismus
und seines Hellsehens (heute hätte der Philosoph sicher den
Mediumismus nicht vergessen) bezweifelt, ist nicht ungläubig,
sondern unwissend zu nennen." — Also ist es zu lesen in
dem vielleicht nicht genügend gewürdigten „Versuch über
das Geistersehen" u. s. w. („Parerga und Paralip." I. S. 261
Reclam.)
Und ich glaube, dass der streitbare kluge Feldprediger,
wie er uns in Baxter bei jedem Satze entgegentritt, auch
schon so gedacht hat. — Der Versuch über das Geistersehen
war wohl sein letztes Werk» Die Vorrede schliesst mit
den Worten: — „HErr JEsul Lass mich meinen Lauf mit
Freuden endigen, und dann nimm meinen Geist auf! Amen.
Den 20. Jan. 1691." — Im selben Jahre aber starb Baxter.
Doch jetzt zu den Thatsachen, die er uns berichtet.
Wie ganz natürlich hat er mancherlei von Spuk- und
Klopf geistern, vom Herumwerfen von Gegenständen
zu erzählen.
Als Baxter sich im Februar und März 1646 wegen
Krankheit in Milbuon, Grafschaft Darby, darauf in Kirchby
Malory, Grafschaft tieicester, aufhielt, wurden in einem
Hause zu Lutterworth zu gewissen Tagesstunden Steine
nach den Anwesenden geworfen, jedoch ohne Jemandem
Schaden zuzufügen. Auf leise geflüsterte Fragen erfolgten
eben solche Antworten. Viele Leute gingen bin, hörten
und sahen die Phänomene. Betrug war trotz alles E'orschens
nicht zu entdecken (S. 41, 42). — Einem Edelmann zu
London klopften die Geister „oben an seinem Bette"; man
rückte das Bett weg, aber das Klopfen folgte. Im ganzen
Hause war gewaltiges Getöse zu vernehmen, und Jedermann
im Hause hörte es. Die Angehörigen des Edelmannes
glaubten, er könne es selbst gethan haben, und hielten ihm
die Hände fest; jedoch das Klopfen Hess nicht nach. Unter
seinem Bette erhob sich, von Niemandem angerührt, ein
Schuh. Der Bruder des Mannes, ein Schüler Baxter%
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