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Wolf: Alte Geistergeschichten von Richard Baxter. 333
einer Edelfrau noch oft. Als der Knabe aber einmal dem
Geiste nicht gehorchen wollte, erhielt er von demselben
eine Ohrfeige. Bald darauf erschien ihm der Geist wieder
und erwies sich ebenso liebenswürdig wie im vorhergehenden
Falle, leider aber dies Mal mit solchem Nachdrucke, dass
der Tod des Knaben sofort eintrat. Darauf zeigte sich der
Geist noch einmal dem Vater des Knaben und durchschritt
mit zornigen Blicken dessen Gemach (S. 65, 66). — Auch
sonst behandeln manche Geister die Menschen recht schlecht.
Zu Brigstling in Sussetz wurde ein Ehepaar des Nachts
mit Koth und Staub beworfen; schliesslich gerieth das
eine Ende des Hauses in Brand, dann ein anderer Theil
desselben, bis schliesslich das ganze Gebäude abgebrannt
war. Als die Leute ein anderes Haas bezogen, wurde
auch dieses vom Feuer ergriffen. Erst als alle Güter
dieser Leute aus dem Hause wieder herausgeschafft waren,
erlosch der Brand ziemlich bald. Teller, Messer, Ziegelsteine
kamen durch die Luft geflogen. In Gegenwart vieler
Leute flog eine hölzerne Kugel aus der Luft und traf den
Mann; ein Hufeisen hob sich von selbst auf und traf diesen
Mann unter hundert Personen. Auf genaue Untersuchung
hin bekannte der Mann, dass er unter dem Scheine der
Frömmigkeit ein Dieb gewesen sei (S. 54, 57). — Hier
kann man schon eine gewisse Absicht in den Manifestationen
erkennen. Doch davon später.
Nur in recht wenigen Fällen ist die Person des
Mediums mit vollkommener Sicherheit festzustellen. Zu
Dublin hatte sich in der Wohnung einer Frau ein gewaltiges
Getöse, ein Schlagen an die Kasten und das Getäfel hören
lassen. Die Frau zog jetzt, um der Unruhe zu entgehen,
in ein anderes Haus. Aber der Lärm dauerte fort und
folgte ihr noch in eine dritte Wohnung. Es wurden diese
Erscheinungen von vielen Predigern gehört und bezeugt
(S. 220-222).
Ausser diesem Medium für physikalische Manifestationen
waren auch Sprachmedien dem Verfasser bekannt. Der
schon mehrfach erwähnte Herzog von Lauderdale berichtet
dem Verfasser von einem unwissenden Weibe, welche, wie
es hiess, besessen war. Ein Priester kam in Begleitung
eines Ritters in ihr Haus. Anfangs ereignete sich nichts
Merkwürdiges; so sagte denn der Priester verwundert zum
Ritter: — „Nondum audivimus spiritum ioquentem", —
[Noch haben wir den Geist nicht sprechen hören",] —
worauf aus dem Munde der armen Frau die Antwort kam:
— „Audis loquentem, audis loquentem!" — [„Du hörst ihn
reden, du hörst ihn ja 1"] — Der Priester sprach das
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