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Wolf: Alte Geistergeschichten von Eichard Baxter. 335
gehöriges Stück Land wieder abzufordern. Auch hier
legitimirte sich der Geist durch Entdeckung eines Geheimnisses
und erreichte dadurch seinen Zweck (S. 170).
An die Berichte von der Erscheinung Todter
möchte ich nun eine Erzählung anknüpfen, die einem Briefe
eines Predigers Thomas Tilson zu Aylesworth in Kent an
Baxter entnommen ist und von der Erscheinung des Geistes
einer Lebenden kurz vor ihrem Tode Kunde giebt.
Zu Westmulling lag die Frau Johann Goffens aus
Rochester im Hause ihres Vaters, neun Meilen von ihrem
Manne und ihren Kindern entfernt, schwer krank darnieder.
Ihr einziger Wunsch war, ihre zwei Kinder noch einmal
wieder zu sehen. Aber man konnte die Sterbende nicht
mehr nach Rochester bringen lassen. Da fiel sie, früh
zwischen zwei und drei Uhr, in „Entzückung". Ohne Athem,
mit starr aufgerissenen Augen, lag sie nach dem Berichte
der Wärterin auf ihrem Lager. Am folgenden Tage erzählte
die Kranke der Wärterin, sie wäre im Schlafe bei ihren
Kindern gewesen. Die Kinderfrau zu Rochester, Erau
Alexandrin, sagt eidlich aus, dass zur selben Zeit Frau Marie
Goffe im Schlafgemache der Kinder erschienen sei und eine
Viertelstunde am Bette der Kleinen gestanden habe. Die
Frau Alexandrin erzählte noch am selben Morgen das
Ereigniss bei den Nachbarsleuten. Als Zeugen dieses
Ereignisses werden vom Erzähler eine Menge vernünftiger
Personen jener Gegend namentlich angeführt (S. 149—152).
— Aehnliche Erfahrungen mag wohl auch Baxter\ Freund
Ludwig, ein gelehrter Friedensrichter in der Grafschaft
Cordigam, gemacht haben, da er schreibt: — „Aber das ist
gewiss, dass lebendiger Leute Geister gewöhnlich in dieser
Gegend gesehen werden, so, dass dieselben selbst nichts
davon wissen." (S. 136).
Derselbe Mann widmet in seinen Briefen den Nachrichten
von dem Erscheinen der Todten-Lichter, welches
dem Tode vieler vorausgeht, eine längere Würdigung und
führt aus seiner eigenen und seiner Umgebung Erfahrungen
eine Menge hierher gehöriger Fälle auf (S. 130—139). Sein
Bericht wird verstärkt und vermehrt durch den Brief eines
Predigers Johann Davis zu Generglyn (S. 139—148);*) doch
will ich es mir versagen, auf diese Materie weiter einzugehen.
Man wird aus den gegebenen Stichproben schon ersehen
haben, dass Baxter auf dem Gebiete der Geisterkundgebungen,
*) Alle diese Fälle sind weitere Bestätigungen der „Parallelfälle
zu dein von meiner sei. Mutter etc. gesehenen nächtlichen Schreckgespenst
", s. „Psych. Stud." Jahrg. 1893, S. 232 ff. und Jahrg. 1894,
S. 11 ff. — Der Sekr. d. Red.
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