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344 Psychische Studien- XXI. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1894.)
zurück. Ich sah sie dann ihre Kniee mit ihren Händen
befühlen, und ich beobachtete, dass sie sich mehr und mehr
erregte! Das erschien mir sonderbar! Ich neigte mich
mehr vor und versuchte es mit allen Kräften, zu erfassen,
was da vor sich ging. Das Medium stiess von neuem jenen
grossen Seufzer aus, welcher irgend eine sehr unangenehme
Empfindung voraussetzen liess. Noch einige Sekunden, und
Mrs. ä'E. sagte zu ihrem ersten Nachbar zu ihrer Linken,
Herrn Seiüng: — „Geben Sie mir Ihre Hand!" — Herr S.
erhob sich und reichte ihr die Hand. Sie sagte darauf: —
„Fühlen Sie hierher!" — Herr S. erwiederte: — „Das ist
eigenthümlich, ich sehe Mrs* Espirance, und ich höre sie
sprechen, aber indem ich ihren Stuhlsitz befühle, finde ich
ihn leer; sie ist nicht dort, es befindet sich daselbst nur
ihr Kleid!" — Diese Befühlung schien dem Medium einen
lebhaften Schmerz zu verursachen. Nichtsdestoweniger
forderte sie noch mehrere Personen auf, herbeizukommen
und den Stuhl zu befühlen. Sie nahm die Hände des
Herrn Toppelius in die ihrigen und führte sie über die
oberen Theile ihres Körpers bis dahin, wo er plötzlich den
Stuhlsitz berührte! Er drückte zu wiederholten Malen sein
Erstaunen und seine Bestürzung durch lebhafte Ausrufe
aus. Das Medium gestattete es fünf Personen, dieses
Phänomen zu konstatiren, und jedes Mal schien es einen
grossen Schmerz zu empfinden* Es verlangte wenigstens
zwei Mal zu trinken und trank jedes Mal mit einer fieberhaften
Ungeduld. Es war sichtlich in Angst und, wenn
es das Wasser begehrte, wand es sich nervös hin und her.
Auf dem weissen Hintergrunde des Eenstervor-
hangs sah ich deutlich und klar den oberen Theil
seines Körpers, so oft es sich vorbeugte. Mehrere Male
grifl es in die Luft, um eine Hand zu ergreifen, die es leiten
und den Stuhl und es selbst befühlen lassen wollte. Bei
diesen Gelegenheiten sah ich nicht allein den Vordertheil
seines Körpers, sondern auch seinen Kücken, der auf dem
weissen Vorhange hervortrat. Die (iestalt seines Kopfes
zeichnete sich so klar ab, dass ich sogar seine Ensur
unterscheiden konnte. Ich kann mich nicht erinnern, um
wieviel der Obertheil des Körpers sich unterhalb der Taille
verlängerte, aber dessen bin ich gewiss, dass er noch bis
unterhalb der Taille sichtbar war. Als eine wichtige
Thatsache erscheint es mir, dass ich die ganze Zeit über
das Medium auf gleicher Stufe mit mir erblickte.
Das eine Mal neigte es sich nach vorn, wie man thut,
wenn man die Beute eines heftigen Schmerzes ist. Der
Obertheil seines Körpers nahm alsdann die Haltung einer
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