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Aksakow: Ein epochemachendes Phänomen etc. 395
besteht aus echter Seide, wie ich sowohl mikroskopisch, als
durch eine chemische Prüfung festgestellt habe. Eine kleine
Probe folgt bei.
Schon vor, aber namentlich nach dieser Schleierepisode
zeigten sich viele Male am anderen Kabinetrande Hände,
welche die zunächst Sitzenden erfassten; wiederholt sollen
es zwei, ja sogar drei Hände zugleich gewesen sein. So
wurde mir versichert; gesehen habe ich davon nichts: —
1) weil ich mit den Vorgängen an meinem Kabinetende
zu sehr beschäftigt war, resp. immer noch etwas erwartete;
2) weil ich einen ganz dunklen Hintergrund hatte; 3) weil
mir das Medium vielleicht im Wege war. Aus diesen
Gründen sah ich von der von Fräulein Hjelt so ausfuhrlich
beschriebenen Episode mit dem Papier und Bleistift ver-
hältnissmässig wenig. Ich sah nur, wie das Papier vom
Schoosse des Mediums plötzlich verschwand, und wie es nach
einiger Zeit hoch oben am Kabinet herauskam. (Papier
[einen ganzen Bogen] und Bleistift hatte ich dem Medium
gereicht.) Dagegen hörte ich, wie das Papier sowohl
innerhalb als ausserhalb des Kabinets kräftig geschüttelt,
und wie im Eabinet auf demselben geschrieben wurde. Diese
directe „Geisterschrift" gleicht sehr der bei früheren
Gelegenheiten erhaltenen indirecten, bei welcher also
Mrs. d'E. selbst den Bleistift geführt hat. Eine Probe
einer solchen indirecten Schrift liegt bei; einzelne Buchstaben
stimmen mit der Handschrift des Mediums ziemlich
genau überein.
Die Worte jener directen Schrift: — „Ich werde Dich
unterstützenlu — beziehen sich, meiner Ansicht nach, auf
das Medium; denn dadurch, dass das Medium das Papier nicht
mehr zurückbekam, sollten wir versichert werden, dass es
wirklich eine directe Schrift war. Am Nachmittag des
Sitzungstages wurde nämlich Frau d'E. in meiner Gegenwart
von General T. mitgetheilt, dass in der vorangegangenen
Sitzung zwei Herren ihren Stuhl bei gelegentlicher Befühlung
leer gefunden haben wollen, was ich, nebenbei bemerkt, ,
nicht zugeben kann, da ich den zweiten Platz zunächst
dem Kabinet hatte und Frau d'E. stets sah. Frau d'E. war
diese Beobachtung ganz unbegreiflich, und sie war über die
Mittheilung derselben so betrübt, dass ich mir für die letzte
Sitzung wenig Erfolg versprach. Es sollte aber anders
kommen: — mit der Dematerialisation des Unterkörpers von
Frau d'E. sollte bewiesen werden, dass der Stuhlsitz leer
sein kann, ohne dass sich Frau d'E. von demselben entfernt.
Aus einem anderen Grunde brauchte nämlich eine so vollständige
Dematerialisation nicht einzutreten, da während
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